Rezension

Gute Unterhaltung, trotz vieler Kritikpunkte

Magisterium - Der Weg ins Labyrinth
von Cassandra Clare Holly Black

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Teenager Call wird zur Magieausbildung ins Magisterium berufen. Sein Vater hatte ihn davor gewarnt, das Magisterium sei das personifizierte Böse und Schuld am Tod von Calls Mutter. Was ist damals passiert, und ist die Magie wirklich so böse, wie Calls Vater behauptet?

 

Ein Junge, der als Baby als einziger ein Massaker überlebt, davon aber körperliche Spuren davongetragen hat, eine magische Schule, eine weibliche Klassenbeste, die zur besten Freundin des Protagonisten wird, ein Mitschüler, der aus einer guten Familie kommt und es auf den Protagonisten angesehen hat, ein böser Zauberer, vor dem sich alle fürchten – wem dies alles unbekannt vorkommt, der hat wohl in den letzten 15 Jahren keine Fantasyliteratur gelesen. Allen anderen sei gesagt, dass „Magisterium“ zwar klar einige Elemente aus „Harry Potter“ übernommen hat, aber dennoch keine reine Kopie bleibt. In einigen Punkten bin ich versucht, hier ein „leider“ anzufügen, besonders bei der Charakterausarbeitung. Im Gegensatz zu J.K. Rawlings Buchreihe blieben die Hauptfiguren ziemlich blass (über die Nebenfiguren erfahren wir noch weniger, meist fungieren sie als reine Stichwortgeber). Auch über den Protagonisten Call erfährt der Leser nicht viel (sein Hauptattribut schein seine Wehleidigkeit zu sein), und durch sein Verhalten blieb er mir eher unsympathisch. Den Einzigen, den ich während der Lektüre wirklich ins Herz geschlossen habe war der Wolfswelpe Mordo (und auch dessen Rolle kann nicht als „ausgearbeitet“ bezeichnet werden).

 

Die Handlung wird aus der Sicht von Call erzählt, die Autorinnen nutzen dabei einen eingängigen, flüssig lesbaren Schreibstil, der an einigen Stellen fast zu schlicht wirkt und unnötige Wiederholungen aufweist. Da der Protagonist selbst neu in der Welt der Magie ist, wird vieles für uns Ungewöhnliches erklärt, da Call ja auch nicht mehr weiss als der Leser. Dennoch bleiben einige Fragen offen. Obschon dieses Buch mit Sicherheit kein Meisterwerk ist, hat mich die unterhaltsame Handlung doch gut amüsiert. Der Leser darf hier jedoch keine hohen Erwartungen an Anspruch und Originalität haben (oder durchgehende Logik), um das Buch geniessen zu können (ich war wohl an dem Tag, an dem ich das Buch gelesen habe, in einer recht verzeihenden Laune, wenn ich all meine Kritikpunkte so durchlese kann ich mir selbst nicht erklären, wieso ich das Buch so mochte…).

 

Ausnahmsweise möchte ich hier noch ein paar Worte zum optischen Auftreten des Buches verlieren, das wirklich gelungen ist. Das Cover mit dem schimmernden kupferfarbenen Print lässt sich von zwei Seiten lesen, und auch der Buchschnitt ist kupferfarben. Inhaltlich hätte etwas dunkelgrau Schimmerndes (die Jugendlichen befinden sich im ersten Band im sogenannten „Eisenjahr“, dem Einführungsjahr des Magisteriums) besser gepasst, aber zum Anschauen ist „Magisterium – Der Weg ins Labyrinth“ ein wirkliches Highlight.

 

Mein Fazit

Obschon „Magisterium – Der Weg ins Labyrinth“ nur wenig Neues bietet, hat mich die Lektüre dennoch gut unterhalten. Wer lockere Fantasy-Lektüre ohne grossen Anspruch sucht und sich nicht daran stört, dass sich die Autorinnen deutlich von „Harry Potter“ haben inspirieren lassen (andere würden es vielleicht sogar klauen nennen), wird mit diesem Buch wohl seinen Spass haben. Die Reihe soll schlussendlich 5 Bände umfassen, ich werde mir im Oktober den dann auf Deutsch erscheinenden 2. Band auf jeden Fall auch besorgen.