Rezension

Gute Vampirbücher sind möglich!!

Stolen Mortality - Jennifer Benkau

Stolen Mortality
von Jennifer Benkau

Äußeres Erscheinungsbild:
Das Cover finde ich einfach wunderschön. Die Farben, das Mädchen, hach wie toll. Doch wer ist sie? Laine ja nicht, denn die hat rote Haare. Soll das Sinead sein?
Auch der Titel ist toll und passt wie die Faust aufs Auge.

Eigene Meinung:
Nachdem mich die Dilogie rund um Joy so begeistert hat, war mir klar, dass auch dieses Buch sofort bei mir einziehen muss. Gesagt getan. Beim Verlag angefragt, zugeschickt bekommen und gelesen. Und wieder einmal hat es Frau Benkau geschafft, mich mit ihrem Buch zu fesseln.

Als ich das erste Mal hörte, dass es um Vampire geht, war ich ja nicht so begeistert. Das Thema ist einfach schon ausgelutscht. Doch bei diesem besonderen Buch hier handelt es sich um das Erstlingswerk der Autorin. Das sieht man auch daran, dass es im Jahr 2008 spielt. Da gab es noch nicht so viele Vampire und ich muss auch sagen, dass Jennifers Vampire wirklich gut geworden sind. Die Idee mit den Kienshi, den Feinden der Vampire finde ich wirklich gelungen. Es ist noch etwas anderes und hat das Vampirthema noch mal sehr aufgepeppt. Und zum Glück sind die Vampire auch nicht so verweichlicht.

Die Handlung an sich ist wieder unheimlich gut durchdacht und es werden Dinge verbunden, die wirklich Sinn machen, die mir so aber gar nicht in den Kopf gekommen wären. Die Handlung tröpfelt nicht nur so vor sich hin, wie das bei manchem Vampirbüchern so der Fall ist. Nein, es gibt viel Action, unszensierte Szenen (sowohl Kampf- als auch Erotikszenen) und hin und wieder auch mal ein Zucken meiner Gesichtsmuskulatur aufgrund von sarkastischen Sätzen.

Die Schreibweise ist wieder so wunderbar, dass sie wahrscheinlich selbst das schlechteste Buch noch mittelmäßig werden lassen würde. So bildlich, dass ich mir alles ganz genau vorstellen konnte. Ich zitiere mich jetzt einfach mal selbst aus meiner Rezension zu "Dark Canopy": "Und das ist auch die besondere Gabe von Jennifer Benkau. Sie hat alles so real und detailliert geschildert, Personen eine Form gegeben und es mir möglich gemacht, selbst den Nebencharakteren ein Gesicht und eine Persönlichkeit zu geben. " Dem kann ich nur hier wieder zustimmen. Jennis Schreibe ist definitiv wie Magie, nur halt in Form von Wörtern und Sätzen.
Einzigstes Problem: Ihre Schreibart ist so speziell, dass ich erstmal mal wieder rund 100 bis 150 Seiten gebraucht habe, bis ich drin war und das Ganze in Fahrt kam. Danach habe ich den Rest aber in einem Rutsch weggelesen.
Trotz eines personalen Erzählers konnte ich mich wunderbar in die Personen hineinversetzen und ihr Handeln nachvollziehen.

In diesem Buch gibt es zwei männliche Protagonisten, Brüder.
Junias ist viel wichtiger als es am Anfang den Anschein hat und der kleine unkontrollierte Bruder wird immer präsenter im Geschehen. Seine aufmüpfige, rebellische Art hat es mir von Anfang an angetan und ich denke ich hätte mein Herz eher an ihn, als an seinen großen Bruder verloren.
Jamian ist auch ein wunderbar ausgearbeiteter Charakter mit so viel Tiefe und vielen verschiedenen Facetten. Er ist recht grüblerisch und mürrisch, was aber verständlich ist mit seiner Vergangenheit. Er hat einen starken Beschützerinstinkt gegenüber Junias' und die Beziehung der beiden hat mir total gefallen.
Dann hätten wir da noch die innerlich zerrissene Laine, die nichts auf Gesetze gibt. Sie hat mir auch von vorne herein gefallen. Und dann haben wir noch Sinead, die ich anfangs nur lästig fand, die mir jedoch, umso mehr ich ihr in die Karten schauen konnte, lieber wurde.

Frau Benkau schafft es auch hier wieder eine ganz tolle Beziehung wider jeder Norm zu schaffen. Junias und Laines sofortige Anziehung ist eigentlich von Anfang an dem Untergang geweiht und ich habe eigentlich nur die ganze Zeit auf das dicke Ende gewartet.

Am Anfang habe ich mich sehr gefragt, warum denn Jamians kleiner Bruder Junias so viel Screentime hat, am Ende wurden dann viele lose Fäden verknüpft und die Handlung findet einen gemeinsamen Höhepunkt. Ich denke dieses Ende ist typische Frau Benkau und hat mich einerseits befriedigt, andererseits total fassungslos zurückgelassen.

Fazit:
"Stolen Mortality" beweißt eins: das gute Vampirbücher absolut (noch) möglich sind. Ich konnte mich nach einem etwas zähflüssigen Anfang wieder ganz toll in der geschaffenen Geschichte verlieren und ich ward für ein paar Stunden nicht mehr gesehen. Auch dieser Roman zeigt mir, dass Jennifer Benkau zurecht eine meiner liebsten Autorinnen ist und ich freue mich auf noch viele magisch geschriebene Romane von ihr.