Rezension

Guten Abend, Mister Holmes

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep - H. G. Parry

Die unglaubliche Flucht des Uriah Heep
von H. G. Parry

Bewertet mit 5 Sternen

Rob Sutherland, ein neuseeländischer, recht junger Anwalt, hat es nicht immer leicht. Ist er doch der Bruder des genialen Wunderkinds Charley Sutherland, der an der hiesigen Universität Literatur des 19. Jahrhunderts lehrt. Schon mit 13 ging Charley aufs College in England und machte dort auch seinen Abschluss. Jetzt ist er wieder zurück und er braucht immer wieder einmal die Hilfe seines Bruders. Denn das ist ihr Familiengeheimnis: Charley kann Figuren aus Büchern lesen, sie lebendig werden lassen und ausgerechnet in dieser schicksalhaften Nacht, als die Geschichte beginnt, ist ihm dabei Uriah Heep, der Antagonist von David Copperfield entwischt. Wie üblich genervt, eilt Rob seinem Bruder zu Hilfe, doch diese Nacht ist alles anders. Nicht nur, dass sie von Heep bedroht werden, sie erfahren auch, dass noch Schlimmeres passieren wird, etwas, das nicht nur die Welten aller Bücher, sondern auch die reale Welt in größte Gefahr bringen wird. 

Ich weiß gar nicht, wo ich hier anfangen soll. Mit der genialen Idee, die trotz vieler Buchgestalten so gar nichts von der Tintenwelt (zum Glück!) an sich hat. Um das Buch richtig genießen zu können, muss man zwei Dinge tun oder haben: Zeit, um sich darauf einzulassen, denn auch das Buch nimmt sich Zeit für Entwicklungen, ohne auch nur eine Minute langweilig daherzukommen. Und optimal wäre es, wenigstens rudimentär einen Überblick über die Klassiker von Conan Doyle und Dickens zu haben und sich ein bisschen mit Kinderliteratur der dreißiger/vierziger Jahre auszukennen. Wirklich nötig ist es jedoch nicht. Die Autorin entwickelt hier eine Geschichte, die fesselnd, manchmal erschreckend und im Ganzen absolut originell ist. Ihre Protagonisten, auch oder gerade die Buchgestalten, die sie auftreten lässt, zeichnen sich durch Authenzität und Menschlichkeit aus. Menschlichkeit ist das Stichwort, das hier groß geschrieben werden sollte, denn diese blitzt wirklich auf jeder einzelnen Seite hervor. Mich hat dieses Buch jedenfalls sehr, sehr gut unterhalten, auch wenn ich im Gegensatz zu dem Inhalt des Buches vom Übersetzer desselben nicht ganz so begeistert bin.