Rezension

Guter Abschluss mit kleineren Defiziten

Wo das Dunkel schläft - Maggie Stiefvater

Wo das Dunkel schläft
von Maggie Stiefvater

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Blue, Gansey, Adam und Ronan haben schon eine Menge miteinander durchgestanden: Lehrer, die ihre Schüler opfern wollen, Auftragskiller, Mitschüler, die ihnen nach dem Leben trachten, Träume, die zu Albträumen werden... Jeder einzige dieser Vorfälle hat sie zusammengeschweißt, hat ihnen gezeigt, dass sie zusammen am stärksten sind. Nun wird ihre Stärke erneut auf die Probe gestellt. Etwas Dunkles und Mächtiges wandelt umher, das den magischen Wald Cabeswater für immer zu zerstören droht. Noch dazu zeichnet ist Ganseys Tod nunmehr unausweichlich und allmählich läuft ihnen die Zeit davon. Nur das der walisische König Glendower könnte ihn jetzt noch retten, doch noch immer wissen sie nicht, wo sich sein Grab befindet. Werden sie Probleme lösen können, bevor es zu spät ist?

Meinung
Die Raven Cycle-Reihe war letztes Jahr eine der literarischen Neuentdeckungen, für die ich eine kleine Obsession entwickelt habe. Jeder einzelne Band hat mich in irgendeiner Weise überrascht, mitgerissen, amüsiert und ins Schwärmen gebracht. Der Abschluss der Quadrologie bildet in der Beziehung keine Ausnahme. Meine Liebe zu den jugendlichen Protagonisten Blue, Gansey, Ronan und Adam sowie zu Stiefvaters Schreibstil führe ich an der Stelle nicht weiter aus, da das nur Wiederholungen meiner bisherigen Loblieder wären. Ich beschränke mich stattdessen auf das, was hier etwas anders war als sonst.
Großartig fand ich in erster Linie, dass mein Wunsch nach mehr Handfestem erfüllt wurde. Soll heißen: Maggie Stiefvater hat diesmal etwas weniger kryptisch geschrieben, sodass man weitaus weniger zwischen den Zeilen lesen musste - speziell, was die Gefühlswelt der Vier angeht. Ich hatte den Eindruck, dass alle Beziehungen einen Quantensprung nach vorn gemacht haben, was - seien wir ehrlich - auch an der Zeit war. Mein kleines Fan-Herz hat da einige freudige Sprünge getan. Die Handlung war also definitiv emotionaler aufgeladen und romantischer als in allen Bände zuvor, ohne aber zu einer Seifenoper zu mutieren. Das wurde zum Teil dadurch verhindert, dass es gleichzeitig um Einiges blutiger zuging. Über die ersten drei Teile ist die Spannung (mit kleineren Einbrüchen) kontinuierlich angestiegen, in diesem Finale ging es nun ans Eingemachte. Besonders gegen Ende überschlugen sich die Ereignisse, was soweit toll (und notwendig) für ein Finale war. Allerdings missfiel mir, dass die Konflikte, die sich über einen langen Zeitraum zugespitzt haben, quasi zeitgleich ihren Höhepunkt erreicht haben und dann binnen weniger Seiten bewältigt wurden (oder auch nicht). Ich weiß nicht genau wie, aber meiner Meinung nach hätte man das etwas besser verteilen sollen, sodass man mehrere Auf und Abs statt einer geballten Ladung Action am Ende hat. 
Gut gefiel mir wiederum, dass im Endeffekt alle Stränge irgendwie zusammengelaufen sind. Man hat gewissermaßen eine Begründung dafür bekommen, warum die Handlung so verlaufen ist und nicht anders, bzw. hatte jeder Charakter oder jede Gabe letztlich einen bestimmten Zweck. Speziell bei Noah habe ich mich immer gefragt, welche Bewandnis es hat, dass er so lange auf der Erde verweilt ist, obwohl er meist nur eine marginale Rolle gespielt hat. Das ist mir nun definitiv klar geworden.
Etwas merkwürdig fand ich, dass im abschließenden Band ein neuer Charakter eingeführt wurde bzw. er zu einer zentralen Figur befördert wurde: Henry wird mehr oder weniger in die eingeschweißte Gruppe aufgenommen. In dem Moment haben bei mir die Alarmglocken geschrillt. Ich meine, wenn jemand so erpicht darauf ist, sich mit Gansey, Blue, Ronan und Adam anzufreunden, dann kann doch er doch nicht Gutes im Schilde führen, oder? Deshalb war ich bei Henry ein wenig auf der Hut, auch wenn ich seine Art eigentlich sehr unterhaltsam fand (vor allem, wenn er sich mit Blue unterhalten hat). Diese Untersicherheit (ist er nun böse oder nicht?) hatte den positiven Nebeneffekt, dass ich persönlich ein zusätzliches Spannungserlebnis hatte, das mag aber nicht jedem so gehen. Insgesamt bin ich - wie oben erwähnt - mit den Wegen, die die Figuren einschlagen, sehr zufrieden gewesen.

Fazit
Der Abschluss der Quadrologie hat mich nicht enttäuscht: Maggie Stiefvaters ganz eigener Erzählstil hat wieder für einen wunderbaren Lesefluss gesorgt, die Charaktere haben sich noch einmal von ihrer besten (oder schlimmsten) Seite gezeigt, es lag ordentlich Romantik in der Luft,  der Schluss lief Showdown-ähnlich ab und bescherte mir den ein oder anderen Aha-Effekt. Ich bin lediglich der Meinung, man hätte die Spannungshöhepunkte etwas besser verteilen können.
 

Rezension auf Buntes Tintenfässchen