Rezension

Guter Ansatz

Du springst, ich falle - Maryam Madjidi

Du springst, ich falle
von Maryam Madjidi

Bewertet mit 3 Sternen

 

Maryam Madjidi war sechs Jahre alt, als sie mit ihren Eltern den Iran verließ um in Frankreich zu leben. So etwas ist nicht nur ein Ortswechsel, man muss sich auch in eine ganz andere Kultur einleben und eine neue Sprache lernen, eine schwierige Situation, für ein Kind allemal.
Mit diesem Buch legt sie dar, wie sie diesem Umzug erlebt hat und wie lange es gedauert hat, bis sie sich irgendwo zu Hause gefühlt hat. Anfangs war sie traumatisiert.

Eine anrührende und erzählenswerte Geschichte. Die Umsetzung ist gewöhnungsbedürftig. In sprunghaften Episoden wandert sie durch ihr Leben. Mal ist sie Kind, mal erwachsen, mal im Iran, Frankreich oder auch China. Auch die Anreden wechseln ständig. Sie spricht von sich und ihren Eltern relativ wahllos in der ersten, zweiten oder auch dritten Person, was man kunstvoll aber auch exaltiert finden kann.
Madjidis Sprache ist höchst poetisch, für meinen Geschmack zu bildreich und melodramatisch.

„Schreibend grabe ich die Toten aus. Darin also besteht mein Schreiben? Die Arbeit eines Totengräbers, nur verkehrt herum. Auch mir wird manchmal schlecht, es würgt mich, es kommt mir hoch. Ich laufe über eine weite, lautlose Ebene, die wie der Friedhof der Verdammten aussieht, und grabe Erinnerungen aus, Anekdoten, schmerzliche oder ergreifende Geschichten. Zuweilen stinkt es. Der Geruch von Tod und Vergangenheit hält sich lange…“

 

Die Autorin kommt aus einem schwierigen Land, ohne Zweifel, und ihre Situation war nicht einfach, das tut mir sehr leid. Allerdings ist der Informationsgehalt dieses Buches recht dürftig. Von den Zuständen im Iran bekommt man Blitzlichter, ähnliches hat man aber schon in den Nachrichten gelesen.

Ihr Start in Frankreich war für sie traumatisch, wobei ein Teil des Traumas darin bestand, mit französischem Schulessen zurecht zu kommen. Natürlich ist es schrecklich, im Exil leben zu müssen, aber dafür kann das Exíl nichts.
Später muss sie sich wohl eingelebt haben, Freunde gefunden haben, ihr Schicksal akzeptiert haben, aber das kommt in diesem Buch nicht vor. Schade, vielleicht hätte das anderen Exilanten Mut machen können. Die Autorin beklagt sich lieber.

 

Dieses Buch ist voller guter Ansätze. Es erzählt im Ansatz vom Leben im Iran und streift die Situation eines Auswanderermädchens, hauptsächlich beklagt die Autorin aber ihr Schicksal. Das mag manch einen berühren. Mir war es zu wenig.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 14. Oktober 2018 um 17:18

Doch noch drei Punkis? Ich wanke von dannen ...