Rezension

Guter Ansatz, mäßige Umsetzung

Die Wellington-Saga - Versuchung - Nacho Figueras, Jessica Whitman

Die Wellington-Saga - Versuchung
von Nacho Figueras Jessica Whitman

Die Gestaltung des Titelbildes ist gut geglückt: der rosafarbene Schriftzug auf weißem Grund stimmen den Leser auf eine Welt des Glamours und Luxus ein. Allerdings entfaltet das Cover seine Wirkung erst bei näherer Betrachtung durch einen dezenten Goldschimmer, der es besonders edel wirken lässt.

Zunächst war ich etwas skeptisch als ich nach dem Lesen der Inhaltsangabe erkannt habe, dass es sich beim Autor dieses Liebesroman um einen Mann handelt. Bisher hatte ich nämlich noch keine derartige Geschichte aus der Feder des "starken" Geschlecht gelesen. Aber da ich das Thema des Buches ansprechend fand, wollte ich der ganzen Sache eine Chance geben.

Polo hatte ich bisher kaum Beachtung geschenkt, sodass ich ziemlich froh war, dass einerseits am Ende der Erzählung in einem kurzen Anhang die Grundzüge des Spiels erläutert wurden und andererseits der Protagonist Alejandro selbst ein paar Regeln erklärt. Da ich Pferde und den Reitsport an sich faszinierend finde, habe ich mich sehr darauf gefreut das Buch zu lesen und wurde in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Man merkt von der ersten Seite an, dass es dem Autor Nacho Figueras ein besonderes Anliegen ist, die Begeisterung für diese Sportart an seine Leser zu vermitteln. Zumindest bei mir ist es ihm durchaus gelungen!
Er beschönigt nichts, übt durchaus (v.a. mittels Alejandro) Kritik am Sport für die eher Privilegierten, zeigt aber auf, woher der Sport kommt und seine Anfänge genommen hat.

Auch die Charaktere fand ich über weite Strecken authentisch und es hat mir Spaß gemacht, sie durch ihre Höhen und Tiefen zu begleiten, auch wenn die ein oder andere Szene etwas zu konstruiert war, vor allem zum Ende hin. Es blieben einfach zu viele Sachverhalte ungeklärt, die man ungeachtet der Tatsache, dass es einen Folgeband geben wird, hätte auflösen können.

Ebenfalls gestört hat mich die Übersetzung: eigentlich müsste man doch in der Schule gelernt haben, dass im gesprochenen Deutsch Perfekt und nicht das Imperfekt genutzt werden sollte. Außerdem kamen einige Worte etwas gestelzt daher, u.a. "Gelocke" statt einfach Locken zu schreiben. Und leider sind mir einige Male zusätzlich Schreibfehler aufgefallen, die meines Erachtens in einem Buch dieser Kategorie nichts zu suchen haben! Alles in allem haben mich die erwähnten Fehler stark in meinem Lesefluss eingeschränkt - sehr schade!

Fazit: In meinen Augen ein hervorragender Blick hinter die Kulissen des Polosports und damit ein gelungener Ansatz! Allerdings wurde der Lesefluss durch einige seltsam anmutende Übersetzungen gestört  und v.a. zum Ende hin war die Erzählung etwas überhastet. Da wäre mehr drin gewesen!