Rezension

Guter Auftakt der Trilogie

Das Feuerzeichen - Francesca Haig

Das Feuerzeichen
von Francesca Haig

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt.
Als Zwillinge geboren, zu Feinden erzogen
Vierhundert Jahre in der Zukunft: Durch eine nukleare Katastrophe wurde die Menschheit zurück ins Mittelalter katapultiert. Es ist eine Welt, in der nur noch Zwillinge geboren werden. Zwillinge, die so eng miteinander verbunden sind, dass sie ohne einander nicht überleben können. Allerdings hat immer einer von beiden einen Makel. Diese sogenannte Omegas werden gebrandmarkt und verstoßen. Es ist die Welt der jungen Cass, die selbst eine Omega ist, weil sie das zweite Gesicht besitzt. Während sie Verbannung, Armut und Demütigung erdulden muss, macht ihr Zwillingsbruder Zach Karriere in der Politik. Cass kann und will diese Ungerechtigkeit nicht länger ertragen und beschließt zu kämpfen. Doch die Rebellion hat ihren Preis, denn sollte Zach dabei sterben, kostet das auch Cass das Leben...

Charaktere.
Cass ist eine interessante Person. Jahrelang wurde sie von ihrem Zwillingsbruder Zach tyrannisiert, doch trotzdem weiß sie die Tatsache zu schätzen, dass sie überhaupt mit ihm zusammengelebt hat, und leitet daraus ihr gesamtes Weltbild vom friedlichen Zusammenleben der Alphas und Omegas ab. Sie bewahrt sich auch nach vier Jahren in Isolationshaft ihren Verstand, nutzt Köpfchen und Chancen zur Flucht und tut für den Omega-Widerstand, was sie kann, ohne dabei von ihren Prinzipien abzulassen, auch wenn sie ihr manchmal im Weg stehen. Sie könnte Zach zwar am ganz einfach ausschalten (denn durch das fatale Zwillingsband zwischen Alpha- und Omegageschwistern stirbt auch immer der jeweils andere), doch sie tut es nicht und dieser unheldenhafte Egoismus verleiht Cass ihre Ecken und Kanten.

Cass wird erst zur Heldin, wenn man darüber nachdenkt, was sie da eigentlich tut. Es fehlen die Kick-Ass-Momente und epischen Fights, doch genau das macht Cass zu einer interessanten Protagonistin und einer vielleicht heldenhafteren Person, als es manch Kick-Ass-Prota ist.

Meinung.
Das Buch begann abrupt und mir fiel es die ersten Seiten über schwer, mich in die Geschichte einzufinden. Ich ging davon aus, anfangs in die Nach-der-Explosion-Welt der Alphas und Omegas eingeführt zu werden. Stattdessen wurde ich direkt in eine Entführung hineingeworfen. Es folgt eine Zeit der Gefangenschaft, die ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt. Beim Lesen war das etwas holprig, im Nachhinein empfinde ich dieses Parallele Erzählen jedoch als gute Möglichkeit, die eintönige Gefängniszeit mit Rückblenden in Cass‘ Zeit mit ihrem Bruder zu füllen.
Nachdem nun die nötigen Informationen vermittelt waren, nahm das Buch Fahrt auf und ungefähr bis zur Mitte gefiel es mir verdammt gut. Cass rettete den jungen Mann Kip und zwischen den Beiden entwickelte sich aus den Umständen heraus eine tiefe Freundschaft, die einem ans Herz ging.
Ab dem Punkt, an dem sich Cass und Kip plötzlich küssten, verlor das Buch meiner Meinung nach definitiv an Stärke. Die Beziehung der Beiden erschien mir nicht nur unglaubhaft (die Freundschaft war überzeugender), sie verwandelte auch Kip von einem sympathischen, in seinem Leiden starken Charakter in einen jammernden, meckernden Teenager, der mir mehr als einmal gegen den Strich ging, und Cass war teilweise nicht besser.
Ansonsten war das auch der Punkt, an dem das Buch einige Längen aufwies. Die Autorin wurde nicht müde zu betonen, wie und warum sich die Situation der Omegas verschlechtert hat und irgendwann begann ich, diese Stellen zu überfliegen. Glücklicherweise beschränkte sich das auf die Mitte des Buches und auch Kips letzte „Aktion“ hat mich ein Stück weit davon überzeugt, dass er doch kein heulender Vierzehnjähriger ist.
Insgesamt war die Story solide, trotz des unsteten Stils, und die Idee mit den untrennbaren Zwillingsbändern interessant zu lesen. Meiner Meinung nach ist jedoch noch Luft nach oben.

Fazit: Ein gutes Buch, aber kein Must-Read