Rezension

guter Auftakt mit Luft nach oben

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit, Band 1 - Rose Snow

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit, Band 1
von Rose Snow

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zum ersten Mal bin auf das Autorenpaar Rose Snow auf der Loveletter Convention in Berlin aufmerksam geworden. Die beiden Frauen sind sehr sympathisch und versprühen eine Menge positiver und freudiger Energie. Von der Lesung zu Ein Augenblick für immer 01 war ich total begeistert und habe mir gesagt, dass ich mir das Buch gleich bei Erscheinungstermin holen werde. Das erste Buch der Lügenwahrheit, der Auftakt dieser Trilogie, ist am 01. September im Ravensburger Buchverlag als gebundene Ausgabe erschienen. Das Cover ist sehr ansprechend und ein wirklicher Blickfang, der sofort ins Auge sticht.

Die Handlung spielt in Cornwall. Schon bei der Lesung hat mich dieser Ort verzaubert. Und so ist es auch June, unserer Protagonistin, ergangen als sie in Cornwall angekommen ist. Sie macht dort ein Auslandsjahr und wohnt derweil bei ihrem Onkel. Sie hat jedoch nicht damit gerechnet, dass ihre beiden Cousins, die wahnsinnig heiß sind, auch dort sein werden. Mit den beiden und auch dem ganzen Ort scheint irgendetwas merkwürdig zu sein. Während June in magische und geheimnisvolle Ereignisse verwickelt wird, kämpft sie mit ihren verbotenen Gefühlen für die beiden Brüder. Bis ein einziger Augenblick alles für immer verändert und eine verborgene Gabe in ihr erwacht.

Natürlich ist die Handlung an sich nichts Neues. Ein Mädchen kommt an einen neuen Ort, eine neue Schule und dort passieren mysteriöse Dinge, meist in Verbindung mit einem /mehreren attraktiven Typen. Doch die beiden Autorinnen verstehen es in diesem Fall gekonnt die altbekannte Handlung mit der Magie und den alten Legenden Cornwalls zu verbinden. Dies merkt man besonders zu Beginn der Geschichte und wird schnell in den Bann von Green Manor, dem Herrenhaus, in dem June wohnt, und deren Mysterien gezogen. Es ist von alten Geschichten und einer ganz bestimmten Aura umgeben, die Rose Snow durch ihren lockeren und malerischen Schreibstil lebendig werden lassen. Besonders des trockenen Humor, den die beiden Autorinnen mit haben einfließen lassen, hat mir persönlich gut gefallen.

„Seine Worte hallten noch eine Weile nach, und ich dachte nicht nur an meine eigene Veränderung, sondern an all die Geheimnisse, auf die ich hier in Cornwall bisher gestoßen war. … War es möglich, dass doch mehr hinter den Geschichten steckte, als ich mir bisher eingestehen wollte?“ S. 266

Die Handlung wird aus der Sicht von June in der Ich-Perspektive erzählt und so lernt man als Leser zusammen mit ihr den für sie neuen und unbekannten Ort kennen und versucht hinter die Geheimnisse von Green Manor und von Blake und Preston, ihren beiden Cousins, zu kommen.

Die Charaktere haben mit am Anfang alle noch sehr gefallen. June ist aufgeweckt und hat ein Ziel vor Augen, während sie vor einem Problem in Deutschland davonläuft. Schnell trifft sie auf Blake und Preston, die sie in ihren Bann ziehen. Bereist im Klappentext wird die Dreiecksgeschichte der drei angekündigt. So etwas mag man oder eben nicht. Meiner Meinung nach wurde sie hier gut eingebaut und konsequent durchgezogen, manchmal vielleicht etwas zu überzogen dargestellt. Leider nimmt sie aber den Hauptteil der Handlung ein. Das Verhältnis der einzelnen Bestandteile der Geschichte wird nicht ausgewogen verteilt. Der Fantasy-Anteil nimmt im Gegensatz dazu nur einen kleinen Part ein. Die Gabe, die in June erwacht wird nicht facettenreich genug gezeigt. Sie ist auf einmal da und man hat das Gefühl, dass sie gar kein richtiges Interesse hat herauszufinden was dahinter steckt und wie sie sie einsetzten kann. Lediglich zum Schluss kommt noch einmal ein kleiner Funke Neugierde auf. Auch beim Geheimnis um Blake und Preston wird dem Leser immer wieder dasselbe Häppchen zugeworfen und teilweise hatte ich das Gefühl die Geschichte kommt nicht so richtig voran.

Im Allgemeinen schleppt sich die Handlung bis ungefähr zur Hälfte des Buches, dann nimmt sie Fahrt auf und es wird spannend. Was ich sehr schade fand, war, dass einige Handlungsstränge im Verlauf der Geschichte bedeutungsschwanger eingearbeitet werden, sodass man ihnen eine gewisse Bedeutung und Wichtigkeit zumisst, diese aber nicht weiter verfolgt werden oder im Sande verlaufen. Ich hoffe, dass man in den nächsten beiden Bänden dazu mehr erfahren wird.

Die anfänglich gedachte Tiefe der Charaktere entpuppt sich beim weiteren Lesen aber mehr als Schein als Sein. Alle Charaktere werden in eine Art Schublade gesteckt und handeln sehr klischeehaft obwohl sie das wahrscheinlich nicht sollen. Und auch, wenn Rose Snow versucht hat jeder Person eine gewisse Tiefe zu geben, so wirken sie auf mich jedoch alle recht einseitig und stereotypisch. June als das neue und naive Mädchen, das versucht sich zu behaupten, sich jedoch immer wieder unterbuttern lässt. Blake mimt den typischen Bad Boy mit weichem Kern und Preston steht daneben als anfänglicher netter Kerl und Widersacher. Die tiefblauen Augen der beiden werden im Handlungsverlauf einmal zu viel erwähnt. Auch andere Leute verstärken das Gefühl von Klischee, wie z.B. die nette und drollige Köchin, der gewissenhafte, aber mürrische Gärtner, die zwei zu netten neuen Freunde oder die typische Cliquenbildung in der Schule.

„Sein Blick wurde intensiver, und obwohl ich am liebsten weggesehen hätte, konnte ich es nicht. Stattdessen verlor ich mich in dem leuchtenden Blau seiner Augen, während er mich auf eine Art fixierte, die mir den Atem raubte.“ S. 116

Dennoch kommt die Liebesgeschichte nicht zu kurz. Die Gefühle, die June für die beiden Brüder entwickelt verwirren sie und ziemlich zu Anfang kommt die Dreiecksbeziehung ins Rollen. Die gefühlvollen Szenen sind zahlreich, gut dargestellt und bringen einen ins Schwärmen. Leider waren sie oft genauso schnell wieder vorbei, wie sie aufgetaucht sind.

„Sofort begann mein Herz schneller zu klopfen, und ich schaute wieder rasch aufs Meer, um ihm nicht zu zeigen, was ein simples schiefes Lächeln von ihm mit meinem Körper anstellte.“ S. 243

Was mir sehr gut gefallen hat, ist dass man lange Zeit nicht hinter das Geheimnis um Blake, Preston und auch June kommt. Ich hatte immer wieder ein paar Ideen, was es sein könnte, im Nachhinein war es aber etwas anderes, was die Autorinnen sich gedacht hatten. Wirklich schön an einigen Stellen mal wieder überrascht zu werden.

Das Ende hatte ich mir etwas spektakulärer gewünscht. Es war kein richtiger Cliffhanger, bei dem ich den Drang verspürt habe sofort weiter zu lesen. Dennoch interessiert mich wie es nun mit June, Preston und Blake weiter geht und ich freue mich auf Band zwei der Bücher der Lügenwahrheit, der erst im Mai 2019 erscheinen wird.

Fazit:

Der Klappentext von Ein Augenblick für immer – Das erste Buch der Lügenwahrheit verspricht eine tolle Geschichte mit viel Abenteuer, verbotener Liebe, Geheimnissen und Magie. Einiges davon konnte eingehalten werden, jedoch nicht alles. Ich hoffe, dass die Luft, die noch nach oben frei ist, in den nächsten beiden Bänden von Rose Snow gefüllt werden kann. Von mir gibt es 3 ½ Schmetterlinge.