Rezension

Guter Einblick in die Lehren von 8 PhilosophInnen zum Thema "Liebe"

Was ist Liebe, Sokrates? - Nora Kreft

Was ist Liebe, Sokrates?
von Nora Kreft

Bewertet mit 3 Sternen

Kant läd zu sich nach Königsberg ein, um über die Liebe zu diskutieren. Sokrates, Augustinus, Sören Kierkegaard, Sigmund Freud, Max Scheler, Simone de Beauvoir und Iris Murdoch - sie hören einander zu, streiten, widersprechen, befragen und ergänzen sich.

Diskutiert werden z.B. folgende Fragen: Was ist Liebe? Welche Arten von Liebe gibt es? Worauf bezieht sie sich? Wovon hängt sie ab? Ist der Geliebte eigentlich unersetzlich? Wie verhält es sich mit der Moral und der Liebe und wie stehen das Glück und die Liebe zueinander? Wie wird die Liebe vom Kapitalismus geprägt und was geschieht mit ihr in patriarchalischen Strukturen? Fördern Dating Apps die Liebe und kann man eigentlich Roboter lieben?

Zu Beginn werden die PhilosophInnen kurz mit ihren Werken und Hauptgedanken vorgestellt. Dann folgen 10 Kapitel, in denen zu bestimmten Themen diskutiert wird. Jeweils am Ende fasst einer der GesprächsteilnehmerInnen das Gesagte zusammen, was sehr hilfreich ist, um die Übersicht zu wahren.

Innerhalb der Gespräche gibt es zudem immer wieder Kurzerklärungen zu bestimmten Begriffen oder Personen, wie z.B. was Gedankenexperimente sind, was der Turing Test ist, wer Aristophanes war uvm.

Die Sprache ist einfach, modern und leicht verständlich gehalten. Lediglich die Gedanken Kierkegaards hätte ich mir noch etwas klarer dargestellt gewünscht. Die Dispute empfand ich an einigen Stellen sehr interessant, so z.B. dass Kant die (erotische) Liebe aus moralischen Gründen ablehnte, weil sie nicht mit der "Gerechtigkeit" vereinbar sei. Außer Iris Murdoch waren mir die Lehren ganz gut bekannt, so dass es viel Bekanntes gab. Dennoch waren einige neue Aspekte dabei bzw. wurde Altbekanntes in für mich neue Zusammenhänge gesetzt. Spannend fand ich zudem, wie die Autorin die PhilosophInnen zu den modernen Themen positioniert hat.

Leider störte mich jedoch die Rahmenhandlung sehr. Ich mochte es zum einen nicht, dass die PhilosophInnen stets mit Vornamen benannt wurden. Zum anderen fand ich es irgendwie geschmack- und respektlos wie besonders Sören Kierkegaard beschrieben wurde. Er wurde sehr lächerlich dargestellt. Mindestens dreimal fielen ihm Dinge aus der Hand, dann kniete er "sich hilflos vor die Scherben". Zudem stiegen ihm mehrfach die Tränen in die Augen, oder "sah erschrocken auf" oder er "zuckte zusammen" als ihm jemand eine Gegenrede gibt oder er klang "kläglich" und "schüchtern". Max Scheler hingegen wurde oft polternd oder aufbrausend beschrieben. Im Kontext solch einer Arbeit fand ich es irgendwie unangemessen und oft sehr albern. Diese Rahmenhandlung nimmt zwar keinen großen Raum ein, irritierte mich aber immer wieder und lenkte damit ab.

Inhaltlich ist es wahrscheinlich eher für Menschen geeignet, die sich noch nicht so viel mit den genannten PhilosophInnen beschäftigt haben. Hier erhält man einen einfachen Zugang und einen gelungenen Einblick. Aber auch Kenner können durchaus neue und interessante Gesichtspunkte innerhalb dieser Dispute entdecken.