Rezension

guter Erstling

Die Mädchen von der Englandfähre - Lone Theils

Die Mädchen von der Englandfähre
von Lone Theils

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Mädchen von der Englandfähre“ ist der erste Teil einer neuen Krimireihe der dänischen Autorin Lone Theils. Ähnlich wie bei Liza Marklund ist die Journalistin Nora im Zentrum der Geschehnisse. Sie berichtet für eine dänische Zeitung aus der britischen Hauptstadt London. Ihre Arbeit ist sehr flexibel und sie schreibt sowohl über politische als aus gesellschaftpolitische Themen und schreckt auch vor einem Interview mit einem afrikanischen Kriegsverbrecher nicht zurück.

Zufällig ersteht sie in einem Trödelladen einen alten Koffer und findet darin eine Handvoll Bilder von jungen Mädchen. Zwei davon kommen ihr vage bekannt vor und nach kurzer Recherche hat sie schnell herausgefunden, dass es sich um zwei dänische Teenager handelt, die vor mehreren Jahren auf der Fahrt mit der Englandfähre zur Insel spurlos verschwanden. Man vermutete damals, dass sie dem Serienmörder William Hickley (Hix) zum Opfer fielen. Der ist zwar schon lange weggesperrt, aber die Leichen wurden nie gefunden, nur zwei Dutzend herausgeschnittene Zungen.

Über weite Strecken war ich ziemlich begeistert von der Geschichte. Nora ist sympathisch und taff. Ihre Ermittlungen sind interessant und wie ein großes Puzzle aufgebaut, welches der Leser mit der Reporterin zusammen lösen darf. Im Laufe der Handlung kommt es zwar zu dem ein oder andern Zufall und zwei, drei Dinge sind etwas unlogisch oder zumindest unrealistisch. Aber das hält sich lange im erträglichen Rahmen. Es gibt auch eine nette kleine Liebesgeschichte, die als Stimmungsaufheller für einen Serienkiller-Roman gut zu lesen ist.

Die letzten 80 Seiten allerdings waren für mich etwas ärgerlich zu lesen. Hier überschlagen sich die Ereignisse und werden brutal, haarsträubend und teilweise hahnebüchen. Zum einen hätte die Autorin sich hier mehr Zeit lassen müssen für den Plot und vor allem für die ausführlicheren Erklärungen, denn es bleiben ziemlich viele Ungereimtheiten und Fragen. Und es passiert so viel, dass ich mir dachte, hier wäre weniger durchaus mehr gewesen. Nichts gegen einen spannenden Showdown. Aber das zu erzählen will dann doch gelernt sein.

Weil mir der Krimi die meiste Zeit sehr gut gefallen hat und ich von Nora gerne wieder etwas lesen möchte, vergebe ich gerade noch 4 Sterne und hoffe beim nächsten Band auf ein genaueres Lektorat oder zumindest eine Autorin, die es schafft alle Fragen zu beantworten. Es gibt nichts Ätzenderes, als einen Krimi, der einen mit Stirnrunzeln zurücklässt.