Rezension

Guter Inhalt, schwerer Schreibstil

Mrs Dalloway - Virginia Woolf

Mrs Dalloway
von Virginia Woolf

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Junitag in London 1923, an den Clarissa Dalloway eine ihrer berühmten Abendgesellschaften geben wird. Ihr Denken, spontan, flüchtig, kreist ununterbrochen in Fragmenten und Augenblicken um sie selbst. Parallel dazu kann Septimus Warren Smith, ein junger Veteran des I. Weltkrieges, seinen Visionen, Klärungsversuchen und Wahnvorstellungen aus dem Schützengraben nicht entkommen.

Virginia Woolf: Mrs Dalloway

Süddeutsche Zeitung / Bibliothek

Seiten: 207

Eigentlich gibt es in dieser Handlung nur zwei Hauptcharaktere und es spielt sich alles an einen Tag im Juni 1923 ab. Da ist einmal die gute Mrs Dalloway, die gerade von einer Erkrankung genesen ist und wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. So ist sie wieder dabei eine ihrer bekannten Gesellschaften zu geben und steckt in den letzten Vorbereitungen dazu.Auf der anderen Seite steht der junge Septimus Warren Smith, der den Krieg miterlebt und überlebt hat und in eine Art Gefühlstarre geraten ist, denn er selbst behauptet von sich keine Gefühle mehr zu haben.Es kommen aber noch viel mehr Personen dazu, die auch alle reichlich Gedankengut in die Geschichte mit einbringen.

Denn der Schreibstil ist es, der dieses Buch ausmacht. Ich habe fast 70 Seiten benötigt, um mich daran zu gewöhnen. Fast jeder Satz ist verschachtelt oder mit einem längeren Nebensatz versehen. Einfache Gedankengänge sucht man hier vergebens. Einerseits hat es etwas Gutes. Man glaubt tatsächlich die Gerüche auf der Straße wahrzunehmen, die vielen Stimmen zu unterscheiden und die starke Junisonne zu spüren. Andererseits hat man es doch etwas schwer zu erfassen, wer denn nun das eine oder andere denkt. Viel zu oft springen die Charaktere, sodass man einen Moment benötigt, um den Sprecher zu identifizieren.Natürlich kommt man immer wieder zu Mrs Dalloway und Herrn Smith zurück und doch schleppt sich die Handlung sehr dahin.

Letztendlich kann ich nur sagen, wer sich auf den Schreibstil einlässt, der bekommt eine intensive Geschichte über die Gesellschaftsstrukturen damals, das Älterwerden und die Auswirkungen des Krieges.