Rezension

Guter Krimi mit Sigmund Freud in der Hauptrolle

Freud schweigt -

Freud schweigt
von Frank Posiadly

In diesem Roman hält sich der noch junge und von Geldsorgen geplagte Sigmund Freud in Hamburg auf. Er besucht seine Verlobte Martha, versucht sich aber gleichzeitig mit der Betreuung von Patienten finanziell über Wasser zu halten. Er übernimmt den Fall einer jungen Frau, die schwer traumatisiert und in einer Heilanstalt untergebracht ist. Auf dem Weg zu ihr findet Freud in einem Fleet die Leiche eines Babys. Nur mit vollem Einsatz gelingt es ihm die Leiche zu bergen und der Polizei zu übergeben. Kurzzeitig gerät er sogar selbst unter Verdacht, wird dann aber doch schnell wieder auf freien Fuß gesetzt. Seine neue Patientin Elfie stellt ihn zunächst vor eine Menge unlösbarer Fragen. Immer wieder verfällt sie in ein apathisches Verhalten, bricht dann plötzlich aus und versucht sogar sich das Leben zu nehmen. Einiges deutet darauf hin, dass sie vor kurzem ein Kind zur Welt gebracht hat, jedoch kann Freud zunächst nichts über den Verbleib des Babys herausfinden. Freud begibt sich auf Spurensuche, um seiner Patientin bei der Überwindung ihres Traumas zu helfen. Dabei kommt er in Kontakt mit den höheren Kreisen, aber auch mit den Ärmsten der Hamburger Gesellschaft und sieht sich mit einigen Intrigen konfrontiert. Unter der vielen Arbeit und seiner Suche leidet jedoch zunehmend seine Beziehung zu Martha und so hat er bald eine zweite Front, die seine Aufmerksamkeit erfordert.
Das Buch war interessant und vielschichtig. Man erhält eine Vorstellung von der Hamburger Gesellschaft der damaligen Zeit und gerade der Kontrast zwischen Arm und Reich ist ja immer wieder spannend in der Gegenüberstellung. Für mich waren auch die Einblicke in den Umgang mit psychischen Erkrankungen in der damaligen Zeit lesenswert. Durch das Buch ist mir bewusster geworden, welchen revolutionären Ansatz Freud mit seinen Gesprächstherapien eigentlich verfolgt hat. Der "Krimianteil" der Geschichte war gut erzählt und bis zum Schluss bleibt man am Ball, um das Schicksal Elfies und ihres Kindes aufzuklären. Ein gelungener Roman, vor allem für diejenigen, die Interesse an Psychologie haben.