Rezension

Guter Schreibstil, langweilige Geschichte

Nachttankstelle - Tom Liehr

Nachttankstelle
von Tom Liehr

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein netter Langweiler Ende 30, der ein bisschen ziellos durchs Leben stolpert, Musiker-Vergangenheit, eine Kneipe, in der sich am Ende alle finden und natürlich Berlin als Schauplatz – das sind die Zutaten von Tom Liehrs Roman „Nachttankstelle“ und irgendwie kommt einen das alles doch schon sehr bekannt vor. Tatsächlich musste ich beim Lesen relativ oft an „Herr Lehmann“ von Sven Regner denken, ein bisschen auch an die Werke von Frank Goosen, nur dass „Nachttankstelle“ im Vergleich sehr viel schlechter abschneidet. Das liegt an dem extrem dünnen, langatmigen, vorhersehbaren und noch dazu überkonstruierten Plot. Wir begleiten den 38-jährigen Uwe Fiedler, dessen Leben seit Jahren stagniert: Er bekommt sein Studium nicht fertig und schiebt stattdessen Nachtschichten an einer Tankstelle. Weil es praktisch ist, lebt er auch noch mit seiner Ex-Freundin Rieke zusammen. Als ihn Rieke aber eines Tages rausschmeißt, wird Uwe gezwungen seine Komfortzone zu verlassen. Eine neue Bekanntschaft und eine Erbschaft helfen ihm dabei. Das Leben der Hauptfigur ist trostlos und die ganze Geschichte an sich ist es auch. Es gibt keine richtigen Höhen und Tiefen, die paar Wendungen konnte man erahnen oder sind sehr an den Haaren herbeigezogen und generell fehlen größere Spannungsmomente oder tiefergehende Psychogramme. Normalerweise hätte ich so eine Geschichte abgebrochen, wäre da nicht Tom Liehrs Schreibstil, denn der hat mir wirklich sehr gut gefallen. Liehr erzählt sehr kreativ, mit viel Wortwitz, sehr menschlich und manchmal auch tiefgründig. Nur leider recht das halt nicht immer. „Nachttankstelle“ war mein erstes Buch von Tom Liehr. Weil mich der Schreibstil aber wirklich überzeugt hat, werde ich mir auf jeden Fall mal die früheren Werke von ihm anschauen. Vielleicht gefallen mir die besser.