Rezension

Guter Start und schlechter Nachgeschmack

Mobbing Dick - Tom Zürcher

Mobbing Dick
von Tom Zürcher

"Am Anfang ist Dick nur zu seinem Arm böse. Er beißt hinein, bis er zum Arzt muss... Der Arzt verbindet den Arm und fragt, was Dick tun würde, wenn er das Leben so leben könnte, als gehörte es ihm. Dick braucht nicht lange zu überlgen. Er würde aufhören zu studieren, einen Job suchen und zu Hause ausziehen. Vielleicht sollte er das tun, meint der Arzt. Schon seinem Arm zuliebe."

Und so bewirbt sich Dick bei einer Schweizer Bank und wird überraschend eingestellt. Zu tun hat er nichts, während sein Chef immer wieder hektisch aus dem Büro zu einer nicht genannten Aufgabe rennen muss. Wie ein tumber Tor bewegt sich Dick durch das Berufsleben und wird von den anderen für ihre Intrigen genutzt. Er hat keinen Durchblick, aber den Druck spürt er, und er kann ihn nur verarbeiten, indem er nachts als "Mobbing Dick" mit verstellter Stimme Familie, Arbeitskollegen und Chefs anruft und Verwirrung und Angst auslöst. Immer weiter steigert er sich in seine Phantasien bis zu einem bitterbösen Show-Down...

Anfangs habe ich diesen Roman mit Schmunzeln gelesen; Dick erinnerte mich an Parzival, der völlig weltfremd seine Situation missdeutet. Dann nimmt das Buch Fahrt auf und wird immer satirischer: Die kleinbürgerliche Familienidylle mit ihrer verlogenen Spießigkeit wie auch die Banker mit ihrer kompromisslosen Karrieregeilheit bekommen gründlich ihr Fett weg. Der völlig überdrehte Schluss hat mir aber letztendlich den Spaß verdorben. Auch wenn viele Leser den bitterbösen Humor genießen; mein Ding ist das nicht.

Das Buch steht auf der Nominierungsliste zum Deutschen Buchpreis 2019.