Rezension

Guter Trilogiebeginn

Die Zwölf Könige - Bradley Beaulieu

Die Zwölf Könige
von Bradley Beaulieu

Bewertet mit 4 Sternen

Die neunzehnjährige Çeda lebt in Sharakhai und während sie am Tage eine eher unscheinbare Persönlichkeit zu sein scheint, wird sie in der Arena zu einer gefährlichen Gegnerin. Als weiße Wölfin ist sie dort bekannt und ist nur schwer zu schlagen. Neben den regelmäßigen Kämpfen arbeitet sie noch als Botin für den Arenabesitzer Osman, doch ihr eigentliches Ziel ist ein ganz anderes. Bereits mit acht Jahren wurde sie zu einer Waise, als man ihre Mutter vor den Toren der Stadt erhängte. Seitdem kann sie nur an eines denken: an Rache. Doch die, an die sie sich rächen will, sind nicht allzu leicht zu erreichen, denn es sind die zwölf Könige, die seit vierhundert Jahren über Sharakhai herrschen. Auf ihrem Weg der Rache sucht und findet Çeda Verbündete, darunter auch einige eher zwielichtige Gestalten. Dabei kommt sie dem Geheimnis, warum ihre Mutter sterben musste immer näher und muss feststellen, dass sich da viel mehr hinter verbirgt, als sie jemals geglaubt hätte.
Meine Meinung:
Dieses Fantasybuch wurde bereits in vielen Fachkreisen hoch gelobt und auch mir brachte diese Fantasygeschichte spannende Lesestunden. Der Einstieg fiel leicht, da die Geschichte mittendrin startet und man gleich an einem der Kämpfe Çedas teilnimmt. Dazu kommt ein wirklich fesselnder und mitreißender Schreibstil, der, auch wenn es eher in Richtung High Fantasy geht, modern und flüssig zu lesen ist. Sprachlich wirkt es eher klar und schnörkellos.
Wie bereits erwähnt, ist schon der Einstieg sehr spannend gehalten und man befindet sich gleich mitten im Geschehen. Doch dann bremst der Autor sein Tempo und nimmt sich Zeit, seine Charaktere und auch seine Welt vor- und darzustellen. Man lernt hier so einiges über Sharakai kennen und kann auch nach und nach die Protagonistin einschätzen. Das wirkte ein wenig langatmig, dank des Schreibstils aber nicht langweilig und dann beginnt auch der Autor wieder die Spannung zu steigern. Irgendwann war ich dann völlig in diese ferne Welt abgetaucht und hatte klare Bilder vor Augen.
Der Autor entwirft mit der Stadt Sharakai und dem drumherum ein sehr gelungenes Weltbild. So hat man durchaus das Gefühl einer längst vergangenen Zeit beizuwohnen, die allerdings auch orientalisch angehaucht ist. Eine Wüstenstadt, die eine ganz eigene Welt verkörpert und gerade durch die geheimnisvollen Herrscher unglaublich spannend und fremd wirkt. Alles in allem konnte ich die Welt klar und deutlich vor mir sehen.
Durch einen personellen Erzähler in der dritten Person lernt man die Charaktere und die Welt kennen. Dabei wechselt dieser auch durchaus mal die Perspektiven, allerdings steht hier die junge Ceda deutlich im Mittelpunkt. Während man also zum großen Teil Çeda begleitet, bekommt man auch immer wieder Rückblenden aus Çedas Vergangenheit, in der man auch Çedas Mutter kennenlernt und auch mitverfolgt, was damals geschehen ist.
Bei den Charakteren merkt man deutlich, wie gut sie durchdacht wurden. Sie sind aussergewöhnlich und stecken voller Überraschungen, dabei sind sie facettenreich und haben sehr viel Persönlichkeit. Çeda ist hier klar gezeichnet und je mehr man auch von ihrer Vergangenheit erfährt, desto mehr kann man sie verstehen. Sie ist mir durchaus ans Herz gewachsen und ich konnte sie absolut verstehen. Sie behält ihren Weg klar bei und ist dabei durchaus hartnäckig und auch sonst wirkt sie sehr selbstbewusst, allein schon bei ihren Kämpfen in der Arena beweist sie immer wieder, was wirklich alles in ihr steckt.
Ihr bester Freund Emre begleitet sie schon seit ihrer Kindheit und die Beiden leben in einer gemeinsamen Wohnung. Er scheint so etwas wie ein Bruder für Çeda zu sein und doch gibt es immer mehr, durch das die eigentliche Beziehung der Beiden leidet.
Doch neben den Beiden gibt es noch eine ganze Menge mehr Charaktere, die hier wichtige Rollen im Geschehen spielen. Da wäre z. B. Ramahd dessen Geschichte mich sehr eingenommen hat und hier durchaus wichtig für das Gesamte wird.
Mein Fazit:
Eine sehr tiefgehende Geschichte, bei der man immer mehr ins Schwanken zwischen Gut und Böse gerät, nichts ist einfach nur schwarz oder weiß, sondern voller Facetten und man muss deutlich nachdenken, wem man vertraut. Eine Geschichte voller Intrigen und aussergewöhnlichen Figuren und allem voran eine komplett vorstellbare und durchdachte Welt, deren Setting im Orientalischem noch einmal mehr für etwas anderes sorgt. Der Einstieg kann auf den ein oder anderen etwas lang wirken, doch es lohnt sich hier auf alle Fälle am Ball zu bleiben, denn man wird mit einer facettenreichen Geschichte belohnt, die auf eine spannende Fortsetzung hoffen lässt.