Rezension

Gutes Buch

30 Tage und ein ganzes Leben - Ashley Ream

30 Tage und ein ganzes Leben
von Ashley Ream

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Clementine ist eine erfolgreiche und geschätzte Malerin, hat einen Kater namens Chuckles und obwohl Richard „nur noch“ ihr Exmann ist, verbindet sie trotzdem noch einiges. Als sie jedoch beschließt, ihrem Leben in 30 Tagen ein Ende zu bereiten, will sie nicht unvorbereitet gehen: Chuckles soll ein neues Zuhause finden, sie will sich mit Richard aussprechen und eben das tun, wonach ihr zumute ist. Während sie ihr eigenes Ableben mit Haushaltsauflösung, Abschiedsessen und Grabkauf vorbereitet, erwartet sie aber nicht, auf Hindernisse zu stoßen. Denn diese 30 Tage gestalten sich ganz anders als geplant und Clementine muss erkennen, dass das Leben nicht immer nach Plan verläuft…

Meine Meinung:

Dieses Buch war für mich eine ziemliche Berg- und Talfahrt. Besonders zu Anfang hat mir der eigenwillige Humor der Autorin widergespiegelt in Clementine sehr gut gefallen. Diese entspricht mit ihren Depressionen und ihrer wankelmütigen, extravaganten Art gut dem Künstlerklischee, wobei es mir da manchmal etwas viel wurde. Nicht nur ihre Gefühle sind einem extremen Wechsel unterworfen, auch die gesamte Story.

So gefallen mir einige Szenen richtig gut, manchmal witzig, manchmal skurril und manchmal emotional. Dann jedoch gibt es wieder Szenen, gerade während Clementines Arbeit, die sich unnötig in die Länge ziehen oder auch jene, bei denen man sich fragt, was die Autorin mit diesen ausdrücken will. Sicherlich sind Clementines letzten 30 Tage nicht nur voller Abenteuer, sondern auch voller Organisationsarbeit bezüglich ihres Ablebens, aber diese Kombination hat mich nicht so angesprochen. Erlebt sie auf der einen Seite noch einen spannenden Tag mit ihrem Exmann, tun beide am nächsten Tag so, als wäre nichts gewesen. Diese abrupten Wechsel waren seltsam und auch etwas irritierend, ebenso, dass Protagonisten, die an einem Tag eine zentrale Rolle spielen, am nächsten Tag schon wieder aus dem Blickfeld sind. Irgendwie hat es mir an Konstanz und Verbindungen gefehlt, sodass sich das Buch für mich mehr wie einzelne Geschichten gelesen hat, jeden Tag eine neue.

Clementine ist sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ich fand es sehr erfrischen und auch amüsant, dass sie nie ein Blatt vor den Mund genommen hat und wirklich den Moment gelebt hat. Selten hat sie ihre Handlungen anderen angepasst, was zwar einerseits auch sehr egoistisch, andererseits aber spannend ist. Sie bricht bewusst gesellschaftliche Normen und tut genau das, was ihr richtig erscheint-eigentlich etwas, dass wir ebenfalls öfters mal machen sollten. Damit macht sie sich zwar mehr als einmal ziemlich unbeliebt, erfährt aber auch, wem sie wirklich etwas bedeutet. Schade fand ich allerdings, dass ihr Verhalten oftmals mit dem Stempel der depressiven, leicht verrückten Künstlerin abgestempelt wurde.

Das Ende spiegelt dann wieder super meine zwiespältige Meinung wieder. Einerseits finde ich ihr Handeln unter Berücksichtigung ihrer letzten 30 Tage verständlich und gewissermaßen auch logisch, andererseits endet es mir zu offen und vor allem schnell. Vorher hat sich die Autorin mehr als einmal an irgendwelchen unbedeutenden Details aufgehalten und nun wirkt es so, als hätte sie das Buch so schnell wie nur möglich beenden müssen. Geradezu unbefriedigend.

Fazit:

„30 Tage und ein ganzes Leben“ gefällt mir von der Grundidee sehr gut. Dazu noch eine exzentrische, herrlich eigenwillige Protagonistin mit sarkastischen Kommentaren, aber halt leider auch eine zu spannungsschwankende Handlung. Zwar gibt es von mir eine Leseempfehlung, da es mit Sicherheit Leser geben wird, die gerade meine Kritikpunkte toll finden werden, aber von mir insgesamt 4 von 5 Herzen.