Rezension

Gutes Buch, aber nicht halb so schlimm wie erwartet

A Head Full of Ghosts - Ein Exorzismus - Paul Tremblay

A Head Full of Ghosts - Ein Exorzismus
von Paul Tremblay

Figuren: 
Hauptfiguren in diesem Buch sind die beiden Schwestern Meredith, bzw. „Merry“ und Marjorie. Wobei Merry diejenige ist, die die Geschichte ihrer Familie und vor allem ihrer Schwester erzählt. Beide Mädchen sind lebensfroh und verkörpern eigentlich die pure Unschuld. Allerdings wird nach kurzer Zeit offensichtlich, dass etwas mit Marjorie nicht stimmt; Etwas, das über die alltäglichen pubertären Probleme hinausgeht. 
Während Merry als kleines Mädchen also darum kämpft, eine gewisse Normalität in der Familie wahren zu können, geht es mit Marjorie immer weiter bergab.

Schreibstil: 
Paul Trembleys Schreibstil ist sehr locker und unerwartet leicht zu lesen. Bei einem Buch über einen Exorzismus habe ich, ehrlich gesagt, mehr Düsternis und Schwere in den Worten des Autors erwartet. Während er es schafft, immer wieder kleine Schocker in die Geschichte zu flechten bleibt seine Art zu schreiben trotzdem unkompliziert und unterhaltend.

Inhalt: 
Meredith ist erst 8, als ihre vierzehnjährige Schwester Marjorie beginnt, sich von Tag zu Tag anders als sonst zu verhalten. Was mit Kleinigkeiten beginnt wird bald zu mittelschweren Katastrophen.
Viele Jahre später spricht sie das erste Mal offen darüber mit einer Frau, die ein Buch über ihre Geschichte und die ihrer vermeintlich von einem Dämon besessenen Schwester veröffentlichen möchte. Dabei durchlebt sie nicht nur die guten Zeiten ihrer Kindheit erneut sondern auch die Gräuel. Merrys Geschichte aus der Sicht einer 8-Jährigen zu erleben und das spätere Fazit einer erwachsenen Frau dazu zu kennen war für mich nicht nur sehr ungewöhnlich sondern auch auf eine besondere Art aufreibend.
Für bemerkenswert halte ich hier auch die Tatsache, das Merry bei dem Interview eine sehr lockere Haltung hat und weder verstört noch besonders mitgenommen aus der Zeit wirkt.
Den Kreis der Fakten der gesamten Story schließt Karen, eine Bloggerin, die die damals mit und über die Familie produzierte Serie „Besessen!“ noch einmal sehr unverblümt und teils reißerisch Revue passieren lässt und somit auch die letzten Fragen die ich noch hatte beantwortet. Einerseits halte ich es ja für gut, wenn ich nicht völlig im Dunkeln gelassen werde was die Handlung eines Buches betrifft. Andererseits schwindet die Anspannung auch sehr, wenn einfach nichts mehr offen bleibt.
Auch aus der Sicht von der sehr jungen Merry werden die Serie, beziehungsweise eher die Dreharbeiten dazu, beschrieben. Und wie zu erwarten sorgt schon die Pilotfolge für heftiges Aufsehen unter der Bevölkerung. Ich habe nicht selten großen Frust und teilweise wirklich immense Wut verspürt, wenn es um die Demonstranten vor dem Haus von Merrys und Marjories Familie, die Priester, die den Exorzismus an Marjorie durchführen sollen oder um den Vater der beiden Mädchen ging.

Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Auch, wenn „A Head Full of Ghosts“ sehr viel von dem hat, was ich an einem guten Buch schätze, hat mir etwas Essentielles an dem Ganzen gefehlt. Von all dem Guten ist es trotzdem immer noch ein Mü zu wenig um wirklich von weiterer Bedeutung zu sein. Im Großen und Ganzen ist dieses Buch weder gruselig noch „schlimm“ in einem nennenswerten Ausmaß. Eher würde ich die Geschichte als mitleiderregend und wütendmachend bezeichnen. Das wirklich schockierende Ende hat mich in dieser Meinung nur bestätigt, denn es reißt noch einmal auf ganz unerwartete Weise die Tragik der betroffenen Personen auf und wirft rückblickend ein neues Licht auf alles Erzählte.