Rezension

Gutes Buch über Transsexualität

If I Was Your Girl -

If I Was Your Girl
von Meredith Russo

Meredith Russo erzählt in “If I Was Your Girl” (dt. Als ich Amanda wurde) von den Ängsten und Problemen eines Transmädchen. Eine sehr wichtige Thematik und obwohl ich während dem Lesen sowohl vor Freude als auch vor Trauer geweint habe, habe ich mir mehr gewünscht. [T R I G G E R W A R N U N G: Transphobie, Gewalt, Suizid]

Auf der Geburtsurkunde von Amanda steht “Andrew”, denn sie wurde mit einem Penis geboren und wurde dementsprechend wie ein Junge erzogen. Doch sie wusste bereits im sehr jungen Alter, dass sie kein Junge war. Nachdem Amanda sehr stark gemobbt wurde und auch versuchte sich das Leben zu nehmen, zieht sie zu ihrem Vater, um alles hinter sich zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Denn mittlerweile hat sie eine Hormonbehandlung durchgemacht und ist sehr feminin geworden. An der neuen Schule freundet sie sich mit einigen Mädchen an und verliebt sich sogar. Mit Grant erlebt sie ihre ersten Beziehungserfahrungen und sie fragt sich immer wieder, ob sie ihm genug vertrauen kann, um ihm alles über sich zu erzählen.

Die Kapitel wechseln immer wieder zwischen der Gegenwart und Ausschnitte aus dem Leben, als Amanda noch Andrew genannt wurde. Die Kapitel, die von ihrer Vergangenheit erzählen, sind besonders interessant, weil sie stark auf die Ängste von Amanda eingehen. Insbesondere, als ich ihre Mobbingerfahrungen gelesen habe, hat  es so weh getan und ich habe so mit ihr gelitten.

Meredith Russo ist selbst eine Transfrau, wodurch sie Amanda sehr gut geschrieben hat und ich konnte mich sehr gut in sie hineinversetzen. Allerdings hat Amanda das genetische Lotto gewonnen und wird automatisch dem weiblichen Geschlecht zugewiesen. Russo erklärt zwar im Nachwort, dass sie Amanda ohne wirklichen Ecken oder Kanten gemacht hat, sodass es für cis-Leser einfacher ist sich in sie hineinzuversetzen, aber ich habe mir gewünscht auch darüber zu lesen, wie sie sich Sorgen macht aufgrund bspw. ihres etwas maskulinerem Gesichts, wie es bei der Figur Virginia der Fall ist. 

Außerdem ging mir vieles einfach zu schnell. Kaum ist sie an der neuen Schule verlieben sich zwei Typen in sie. Und nach wenigen Tagen lässt sie sich auf einen ein, obwohl sie eigentlich solche Angst hat, dass ihre Vergangenheit herauskommt. Vielleicht liegt es auch an mir, weil ich nicht an die Liebe auf den ersten Blick glaube. 

Sehr schön hingegen fand ich die Tochter-Mutter-Beziehung. Ich konnte die Fürsorge der Mutter regelrecht spüren und habe mich sehr für Amanda gefreut, dass sie so eine wundervolle Mutter hat. 

Selbstverständlich finden die Leute an der Schule heraus, dass Amanda eine Transfrau ist. Ich denke, das ist unausweichlich und sehe das deshalb nicht als Spoiler. Falls ihr das anders seht… tut mir das Leid. Auf der einen Seite war ich richtig wütend auf einige Reaktionen. Auf der anderen Seite ist mir richtig warm ums Herz geworden und lässt mich glauben, dass die Welt doch nicht so doof ist.

Letztendlich denke ich aber, dass dem Buch einige Seiten mehr gutgetan hätten, sodass man dem Ganzen mehr Tiefe hätte geben können. Dennoch bin ich der Meinung, dass dies ein wichtiges Buch ist und empfehle es alles weiter, die sich etwas mit Transsexualität auseinandersetzen möchten.