Rezension

Gutes Debüt im historischen Bereich

Wir nannten es Freiheit - Silke Schütze

Wir nannten es Freiheit
von Silke Schütze

Bewertet mit 4 Sternen

Silke Schütze beginnt ihre Geschichte rund um Lene ziemlich ruhig. Sie stellt dem Leser die Protagonistin richtig vor und nimmt sich die Zeit sie richtig auszumalen. So fiel es mir, trotz des allwissenden Erzählers, sehr leicht, mich mit ihr identifizieren und harmonieren zu können. Sie war mir gleich sympathisch und ich konnte sogleich mit ihr mitfiebern. Wie Lene mit ihrer Mutter zusammen lebt und sich um sie kümmert ist genau so realistisch beschrieben, wie ihre Situation als Lehrerin während des ersten Weltkrieges. Ich habe zwischendurch immer mal wieder gegoogelt, ob sich Dinge, die die Autorin angesprochen hat, wirklich so ereignet haben, oder ob es ihrer Fantasie entsprungen ist. Letzteres hätte mir bei einem solchem Roman nicht gefallen, glücklicherweise ist allerdings alles sehr gut recherchiert gewesen, was in meinen Augen natürlich auch für die Autorin spricht.
Die Schreibweise Schützes hat mich schon nach wenigen Seiten fesseln können. Sie schreibt sehr direkt und flüssig und bewirkt so, das die Seiten nur so an einem vorbei fliegen. Ich habe es sehr genossen, ihrer Geschichte zu folgen.

„[…] Weißt du, egal, wie schlimm sich die Dinge entwickeln – es geht immer weiter. Oder hast du jemals gehört, dass alte Leute erzählen: >Und dann ging es nicht mehr weiter<? Nein, nein! […]“
Zitat aus: Wir nannten es Freiheit

Manchmal war mir die Geschichte jedoch leider zu ruhig. Es geschah nicht besonders viel und ich hatte das Gefühl mit Lene zusammen auf der Stelle zu laufen. Glücklicherweise sind solche Abschnitte ziemlich schnell wieder ausradiert worden und die Geschichte nahm wieder an Fahrt auf. Zusätzlich zu diesem eher negativen Kritikpunkt muss ich auch noch sagen, dass ich vieles was Paul betraf einfach nicht nachvollziehen konnte. Bedauerlicherweise war er mir nicht wirklich sympathisch und ich konnte es nicht verstehen, warum Lene so an ihm festgehalten hat.
Viele Dinge, die geschehen sind, die Lene erleben musste, fand ich erschreckend und traurig zugleich. Zusätzlich dazu gibt es aber auch einige Szenen, die so witzig waren, dass ich mir ein Lachen nicht verkneifen konnte. Das mag ich sehr an diesem Roman, dass Silke Schütze trotz der schweren Zeit noch einen hellen Stern am Horizont aufflackern lassen hat.
Das Ende war mir teilweise etwas zu dick aufgetragen, was mich allerdings in keinster Weise daran hindert, dieses Buch weiterzuempfehlen.

Fazit
„Wir nannten es Freiheit“ ist ein sehr gut geschriebener und gleichzeitig auch sehr gut recherchierter Roman. Er lässt sich gut lesen, ist zumeist spannend und kann mit einer äußerst sympathischen Protagonistin punkten. Bis auf ein paar Kleinigkeiten kann ich sagen, dass Silke Schütze ihr Debüt im historischen Bereich durchaus gelungen ist. Ich freue mich sehr auf weitere Bücher von ihr.
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