Rezension

Gutes Jugendbuch

Böser Bruder, toter Bruder - Narinder Dhami

Böser Bruder, toter Bruder
von Narinder Dhami

Bewertet mit 4 Sternen

Amoklauf – ein Thema, das leider immer wieder in aller Munde ist. Kein Wunder, dass es hierzu viele Bücher gibt, die das traurige Thema behandeln. Als gute Bücher sind hier u.a. “Die Hassliste” und “19 Minuten” zu nennen.

Narinder Dhami hat mich mit “Böser Bruder, toter Bruder” sehr berührt. Die Geschichte von Mia und ihrem Zwillingsbruder wird eindringlich und hochsensibel geschildert und ich wurde trotz der traurigen Thematik gut unterhalten. Die Autorin hat einen wunderbar flüssigen Schreibstil, der unter die Haut geht und leicht zu lesen ist. Die Geschichte wird in der Vergangenheit und Gegenwart erzählt. Während in der Vergangenheit die Kindheit von Mia und ihrem Zwillingsbruder genau unter die Lupe genommen wird und die Familiensituation auf sehr schockierende Art und Weise geschildert wird, wird die Gegenwart sehr düster und spannend erzählt.

Interessant ist der Grund für das Geschehene. Die Mutter leidet unter Depressionen und Kaufsucht, lässt ihre Stimmungsschwankungen hauptsächlich an Mia aus und will sich von Ärzten oder ihren Mitmenschen trotz vieler Bemühungen nicht helfen lassen. Für Mia, die als sensibel und in sich gekehrt gilt, ist dies nicht leicht, vor allem, weil sich ihr Bruder immer mehr von ihr abkapselt und sie auf sich alleine gestellt ist. Ihr Leben ist alles andere als einfach, sie wird von der Hälfte ihrer Mitschüler ignoriert, von anderen gemobbt und mit Bree hat sie nur eine einzige Freundin. Jamie ist ihr stellenweise sehr ähnlich, was Zurückhaltung und Einzelgängerdasein angeht, andererseits wirkt er oftmals gefährlich und eiskalt.

Da sich Jamie am Tag des Amoklaufs in die Richtung des Nebengebäudes bewegt, befürchtet Mia, dass Jamie für den Amoklauf verantwortlich ist und begibt sich auf die Suche nach dem Amokläufer und der Klasse 9b, die vom Täter festgehalten wird. Ihre Vorgehensweise ist hierbei sehr mutig und gefährlich, stellenweise ging mir dies jedoch alles zu glatt. Zwar erlebt sie die ein oder andere brisante Situation, aber in Gefahr gerät sie dabei so gut wie nie, was auf mich etwas unglaubwürdig gewirkt hat.
Sehr gut gefallen haben mir während der Suche allerdings ihre Gedanken und Gefühle. Zum ersten Mal in ihrem Leben schöpft sie Mut und wirkt nicht mehr wie das kleine zierliche Mädchen, dass sich nichts zutraut.

Das Ende hat mich verwundert und gleichzeitig geschockt. Während der Geschichte habe ich eher damit gerechnet, dass das Ende recht vorhersehbar und schnell gehen wird, doch dann kam für mich der Schock, denn es kommt alles anders. Die Autorin hat hier ein großartiges Ende geschaffen, dass das Buch so besonders und einzigartig macht.

Insgesamt hat mir “Böser Bruder, toter Bruder” unglaublich gut gefallen. Die Autorin hat ein beeindruckendes Buch geschrieben, dass sicherlich nicht nur für Jugendliche geeignet ist und jeden von uns etwas angeht. Gänsehautgarantie und absolut empfehlenswert!