Rezension

Gutes Jugendbuch

Dornenherz - Jutta Wilke

Dornenherz
von Jutta Wilke

Für mich war es ein wenig befremdlich, dass es aus der Ich-Perspektive und im Präsens geschrieben ist. Die Geschichte wirkt so weniger wie eine Geschichte, sondern vielmehr wie eine Vorgangsbeschreibung. Die kurzen und sehr simpel gestrickten Sätze verstärken diesen Eindruck meiner Meinung nach immens.
Da die Sprache nicht allzu anspruchsvoll ist, liest sich das Buch auch sehr schnell.
Die Geschichte an sich hat zwar nicht unbedingt sehr viel Tiefe, ist aber für ein Jugendbuch genau richtig. Die Thematik Tod wird aufgegriffen, und dann auch noch der Tod innerhalb der eigenen Familie. Wie geht man als Heranwachsender mit diesem Thema um? Wie lernt man, damit zu leben? 
Die Protagonistin gibt viel von ihrem Innenleben preis. Auf den ersten Blick merkt man es zwar kaum, aber im Endeffekt ist auch innere Taubheit und Abgestumpftheit ein geistiger Zustand, der einen Menschen gut beschreiben kann. Von ihrer äußeren Erscheinung hingegen erfährt man eher wenig. Das Hauptaugenmerk ist weniger auf Anna als Individuum, sondern viel mehr auf dem ständigen Vergleich von ihr mit ihrer verstorbenen Schwester Ruth. Mich persönlich hat das ziemlich gestört, denn dadurch wurden viele Sachen einfach doppelt und dreifach erwähnt...
Die Kapitel an sich sind ziemlich kurz. Das wäre nur halb so wild, wenn die Geschichte nicht nach jedem Kapitel von der Gegenwart in die Vergangenheit des 19. Jahrhunderts wechseln würde. Man hat kaum Zeit, sich in eine Zeit hineinzudenken, da kommt prompt die nächste. Die dann natürlich ebenso schnell wieder von der nächsten abgelöst wird und so weiter... Die verschiedenen Zeiten werden wenigstens durch kursive und nicht kursive Schrift voneinander abgegrenzt. Optimal finde ich es jedoch nicht, da ich nicht gerne in kursiver Schrift lese...
Für junge Heranwachsende ist das Buch sicher ganz gut für zwischendrin. Es ist leichte Anfängerkost, die den Kopf nicht gerade überfordert. Es wird mir aber sicher nicht lange im Kopf bleiben, da es für mich einfach zu wenig Tiefe hatte und der Schreibstil mich persönlich einfach nicht angesprochen hat.