Rezension

Gutes Konzept, allerdings mit Schwächen

Reiter der Schwarzen Sonne - Swen Harder

Reiter der Schwarzen Sonne
von Swen Harder

Bewertet mit 3.5 Sternen

Du bist auserwählt, an dir hängt das Schicksal der Welt. Von deinen Entscheidungen hängt es ab, wie dieser Krieg endet. Mit Frieden, mit Chaos? Wem kannst du trauen, welchen Weg sollst du gehen? All das liegt in deiner Hand.

Ich bin absoluter Neuling, was Spielbücher angeht. Zumindest in der Erwachsenenwelt - als Kind fand ich diese Art von Büchern toll. Bis jetzt wusste ich allerdings gar nicht, dass es sowas auch für Erwachsene gibt. Nachdem ich allerdings schon einige Erfahrungen in Pen&Paper Rollenspielen sammeln durfte, fühlte ich mich der Sache gewachsen.

Wie zu erwarten war ist die Sache hier aber ein bisschen komplizierter. Es geht nicht mehr nur darum sich am Ende eines Absatzes zu entscheiden und zur entsprechenden Seite zu blättern. Nein, du arbeitest, ganz nach Rollenspiel - Manier, einen kompletten Charakter mit Fähigkeiten und Talenten aus, die dir im Laufe deiner Reise helfen, oder eben auch nicht. Dazu gibt es einige Rätsel, Kämpfe, Flüge auf deinem eigenen Drachen und einen ganzen Haufen Regeln. Macht aber nix, denn größtenteils ist alles super ausführlich und verständlich geschrieben, wenn man sich also Zeit nimmt und sich auf die Sache einlässt ist also auch für Anfänger alles gut verständlich. "Größtenteils" weil es doch einen Punkt gab, den ich ohne Erklärung vom Autoren persönlich im Leben nicht gerafft hätte. Ab der Mitte gibt es etwas, das sich "alternative Wendungen" nennt. Durch Hinweise im Text kann man so zu versteckten Textstellen gelangen, die oft Boni bieten. Die Erklärung dazu fand ich ein bisschen mau. Am Ende dieser Passagen werden oft Fragen gestellt, die ich auch mehr oder weniger beantworten konnte, die aber dann beim besten Willen keine Zahl (die Abschnitte sind durch Zahlen gekennzeichnet) enthüllen wollte. Wenn man das System mal durchschaut hat - kein Problem. Das sollte man im Buch selbst aber besser erklären. 

Trotzdem waren die Rätselsektionen für mich immer die kleinen Highlights des Buches - mit den Kämpfen bin ich bis zum Ende nicht warm geworden. Anfangs konnte ich mich noch geschickt drum drücken. Ich bin scheinbar oft Wege gegangen, die mir das erspart hatten. Irgendwann ist das aber nicht mehr drin. Und nachdem ich es wohl versäumt habe, meinen Charakter vorher ausreichen Upgrades zu verpassen kam ich irgendwann an den Punkt, an dem ich in jeder Runde eine 9 oder höher hätte würfeln müssen, um nicht abzuschmieren. Wie Wahrscheinlich das ist kann sich jeder mit minimalen Statistikkenntnissen ausrechnen. Kaum bis unmöglich. Nachdem ich dann also im selben Kampf 5x abgeschmiert bin und es aber keine Möglichkeit gibt, die Geschichte ohne Sieg fortzusetzen ging's irgendwann ans Schummeln. Dann hatte ich halt jetzt gewonnen, wenn's anders nicht geht.

Und das ist auch mein größter Kritikpunkt - es ist mir klar, dass irgendwo ein gewisser roter Faden vorhanden sein muss, sonst hätte dieses Buch wahrscheinlich eine Seitenzahl, die den Verstand sprengen würde. Ich hab mich aber einfach oft eingeengt gefühlt. Es gibt keine Alternativen Enden für verlorene Kämpfe (warum denn nicht? Meine Geschichte hätte doch auch mit dem Ende der Welt wie man sie bis dato kannte und mit mir in Sklaverei oder weiß der Teufel enden können?) und viel zu viele Wendepunkte MUSSTE man erleben. Wenn ich mich im Endeffekt nur entscheiden kann ob ich durch eine Tunnel oder nach einem Balanceakt über eine Schlucht auf ein und den selben Gegner treffe, dann kann ich mir die Entscheidung eigentlich auch sparen.

Trotzdem haben wir hier eine gut durchdachte, absolut umfangreiche Geschichte die vom Konzept her definitiv überzeugen kann. Harder hat extrem viel Wert auf Details gelegt, seine Rätsel sind bis ins letzte durchdacht und all die Wesen die man auf seiner Reise trifft absolut Einzigartig. Mir hat es also trotz der ganzen Meckerei Spaß gemacht (;