Rezension

Haarmann

Haarmann - Dirk Kurbjuweit

Haarmann
von Dirk Kurbjuweit

Bewertet mit 3 Sternen

"Haarmann" basiert auf wahren Begebenheiten, die sich in den früher 20er Jahren in Hannvoer zugetragen haben. True Crime erfreut sich derzeit größter Beliebtheit, daher trifft dieses Buch den Nerv der Zeit gut.

Leider bleibt die Spannung zu Beginn des buches komplett aus. Die ersten 150 Seiten habe ich mich durch die zähen Erzählungen kämpfen müssen. Der Schreibstil ist beschreibend, Dialoge werden nicht direkt geführt, so dass man beim Lesen stets aufpassen muss, wer wann was zu welcher Zeit sagt. Mit der Zeit habe ich mich an den Schreibstil gewöhnt und fand ihn weniger störend. Die Handlung rankt sich um Ermittler Robert Lahnstein, es scheint jedoch eine auktorielle Erzählung zu sein. In kleinen Ausschnitten, die kursiv markiert sind, kann man auch aus Sicht eines Opfers und des Täters kleine Teile der Handlung erfahren.

Lahnstein ist ein durchaus gebeutelter Ermittler, der im gerade durchstandenen Krieg und in der nachfolgenden Zeit einige Schicksalsschläge hinnehmen musste. Seine Gedanken fallen immer wieder zu seinen Verlusten zurück, was es dem Leser schwierig macht zwischen "jetzt' und "damals" zu unterscheiden. Mit der Zeit gelingt auch das besser - zu Beginn des Buches macht es das Verstehen aber ungemein schwierig, da der Autor jegliche hinweisende Zeitangaben unterlässt.

Der Charakter Fritz Haarmann, dessen Taten und die Ermittlung in diesem Fall ist in diesem Buch weniger präsent als angenommen - alles wird überschattet durch die politische Situation der damaligen Zeit. Zu weiten Teilen finden sich hier Beschreibungen der Zustände, das Buch ist eine gut recherchierte Abbildung des damaligen Zeitgeschehens. Leider bleibt die Spannung dadurch ein wenig auf der Strecke.

Insgesamt bin ich ein wenig enttäuscht, ich habe mir wesentlich mehr Spannung in diesem Buch erwartet. Der Schreibstil und der platte Spannungsbogen machen es vor allem zu Beginn des Buches sehr schwierig am Buch zu bleiben. Nachdem ich mich durch die ersten sehr zähen 150 Seiten gequält hatte, kam Spannung auf, an den Schreibstil gewöhnte ich mich ebenso. Die exzellente Recherche hinter dem Buch ist nicht von der Hand zu weisen - das allein macht jedoch kein exzellentes Buch.