Rezension

"Haarmann" - von der Umsetzung bin ich enttäuscht!

Haarmann - Dirk Kurbjuweit

Haarmann
von Dirk Kurbjuweit

Bewertet mit 3 Sternen

"Haarmann" von Dirk Kurbjuweit ist im Februar 2020 als Hardcover mit 320 Seiten beim Penguin Verlag erschienen.

Haarmann - als ich seinerzeit bei den Vorankündigungen für die Neuerscheinungen diesen Titel sah, war mir klar: das muss ich unbedingt lesen!
Die Grundstory über Fritz Haarmann und seine grauenvollen Taten kennt man ja, nun war ich sehr gespannt und wartete elektrisiert auf einen mitreißenden und gruseligen Krimi, der mich in das Hannover der 1920er Jahre entführen sollte.

Der Klappentext: Im Hannover der 1920er-Jahre verschwinden Jungs, einer nach dem anderen, spurlos. Steckt ein bestialischer Massenmörder dahinter? Für Robert Lahnstein, Ermittler im Fall Haarmann, wird aus den Gerüchten bald schreckliche Gewissheit: Das Deutschland der Zwischenkriegszeit, selbst von allen guten Geistern verlassen, hat es mit einem Psychopathen zu tun. Lahnstein, der alles dafür gäbe, dass der Albtraum aufhört, weiß bald nicht mehr, was ihm mehr zu schaffen macht: das Schicksal der Vermissten; das Katz-und-Maus-Spiel mit dem mutmaßlichen Täter; die dubiosen Machenschaften seiner Kollegen bei der Polizei; oder eine Gesellschaft, die nicht mehr daran glaubt, dass die junge Weimarer Republik sie vor dem Verbrechen schützen kann.

Meine Meinung: Der Autor Dirk Kurbjuweit hat diesen Kriminalroman aus der Perspektive des Hauptermittlers Lahnstein geschrieben. Lahnstein wird extra aus Bochum nach Hannover geholt, nachdem dort bereits 11 Jungen verschwunden waren, die Polizei dem Täter aber noch kein Stück nähergekommen ist...
Lahnstein hat es dort nicht leicht, die Kollegen kompromittieren ihn eher, als ihn zu unterstützen. Ausserdem trägt er seine eigenen Dämonen in sich, er träumt ständig von seiner Frau und seinem Sohn, die er verloren hat. Das ist natürlich schlimm, aber Lahnsteins gedankliche Ausflüge nahmen für meinen Geschmack viel zu viel Raum im Buch ein, haben mich permanent abgelenkt, zunehmend genervt und mir die Spannung genommen. Erst im letzten Drittel wurde das besser.
Die Darstellung des Täters Fritz Haarmann ist teilweise widersprüchlich, dass er geistig eingeschränkt war und ein kindliches Gemüt hatte, ist sicher nachgewiesen, jedoch erschienen mir einige Dialoge mit ihm eindeutig zu kompliziert für einen derartigen Charakter, dem zuvor mehrfach bescheinigt worden war, dass er falsch rechnet, Fragen verzögert beantwortet und Zusammenhänge oft nicht erfasst - oder hat er das doch alles nur vorgetäuscht? Haarmann hat unvorstellbar grauenhafte Taten begangen, indem er Jungen in seine Wohnung mitnahm, mit diesen Unzucht trieb, sie dann bestialisch ermordete, das Fleisch billig an Restaurants verkaufte, die Knochen wegwarf und die Kleidung der Jungen verhökerte...

Es gab einige wenige Stellen, die die Gedankengänge und Vorgehensweise des Täters beschreiben bzw. aus der Sicht von Fritz Haarmann erzählt sind, die haben mir sehr viel besser gefallen und ich hätte mir davon deutlich mehr gewünscht...das hätte den "Gruselfaktor" gefördert und die Spannung hochgehalten!
Grundsätzlich eine schlimme, packende Geschichte, die in der Umsetzung leider teilweise langatmig und wenig spannend herübergekommen ist...
Mich hat das Buch enttäuscht, ich hatte definitiv etwas ganz anderes erwartet!