Rezension

Habe mehr Sylt-Feeling erwartet

Inselluft mit Honigduft - Kerin Schmidt

Inselluft mit Honigduft
von Kerin Schmidt

Bewertet mit 3 Sternen

>> Viele der Felder, die in meiner Kindheit die Weite der Insel zeigten, sind heute bebaut. Das Grün ist dem Geld gewichen. Zweitwohnbesitzer brüsten sich mit Eigentum, Sylter fühlen sich verjagt. Die Insel lebt, mehr denn je. Doch was ist das für ein Leben? >>
Kerin Schmidt hat ihre Kindheit auf Sylt verbracht, aufgewachsen zwischen Feldern, Kühen, Oma und Familie gleich nebenan. 
Doch mit Anfang zwanzig zieht es sie hinaus in die Großstadt, nach Hamburg. Sylt ist zu klein, zu einengend und uninteressant. 
Erst später und forciert durch ihren Freund, findet sie wieder zurück. 
Was habe ich dem Erscheinungstermin entgegengefiebert. Ich wollte unbedingt mit der Autorin auf die Insel reisen.
Schon der Anfang hat mich leicht irritiert, aber ein wenig Sylt-Flair war immerhin vorhanden und ich dachte, dass sich das nach der Kindheit steigern wird - aber es nahm eher ab.
Die erste Hälfte spielt also auf Sylt und Kerin Schmidt beschreibt ihr Aufwachsen. Emotional, bildhaft, aber auch ziemlich sprunghaft und manchmal abgehackt. Es hat mir gefallen, aber ich glaube, vor allem, weil es mich so an meine Kindheit auf dem Lande erinnert hat - Flachland! Was z.B. für die Autorin typisch Sylter Dorfgemeinschaft -jeder kennt und beobachtet jeden- ist, findet sich eigentlich in jedem kleinen Dorf wieder. Ja, es gibt Sylt-spezifische Abschnitte, aber mir war es zu wenig, zu wenig Insel-Flair.
Im zweiten Part geht es nach Hamburg und da hat sie mich eigentlich ein bisschen verloren.... Ich erinnere mich kaum, außer an WG-Bewohner, Jobs und Männer. Mit der Rückkehr auf Sylt fing es sich wieder, aber im Prinzip muss ich sagen, es ist ein Lebensbericht einer jungen Frau, ihre Kindheit, das Austoben in der weiten Welt und das wieder Ankommen daheim. Das sie nun grad aus Sylt stammt, spielt da keine allzu große Rolle.
Ich war noch nie auf der Insel, aber selbstverständlich kenne auch ich die offensichtlichen Probleme. Diese Passagen, in denen mal mehr mal weniger deutlich oder poetisch überhaucht, darauf hingewiesen wird, haben mir weniger gefallen, sie sind einfach zu oberflächlich. Nur mit dem Finger auf etwas zu zeigen, ohne selbst aktiv zu werden oder grad einen direkten Bezug dazu zu haben, hinterlässt bei mir immer einen schalen Beigeschmack. 
Ich geb zu, ich hatte vielleicht zu hohe Erwartungen, aber ich dachte, Kerin Schmidt nimmt mich mit auf ihr Sylt, zeigt mir jede Ecke ihrer Heimat und warum scheinbar jeder diese Insel so liebt.