Rezension

Habe mir mehr davon versprochen

Hemsley und Hemsley - Melissa Hemsley, Jasmine Hemsley

Hemsley und Hemsley
von Melissa Hemsley Jasmine Hemsley

Jasmine und Melissa Hemsley haben sich in ihrem Kochbuch einem Konzept verschrieben, das für kulinarische Wellness und die richtige Balance steht. In der Praxis bedeutet das, dass sie in ihren Rezepten auf Gluten, raffinierte Zucker und künstliche Zusätze verzichten. 

~*~ ~*~ ~*~ Aufmachung des Buches~*~ ~*~ ~*~

Bevor wir zu den Rezepten kommen, gibt es zunächst eine 20-seitige Einleitung der Schwestern zu lesen. Dort sprechen Jasmien und Melissa über das Essen, darüber, wer sie sind, wie wir Leser das Buch benutzen sollen/können, über ihre Foodphilosophie, 10 Vorsätze für den Tag. Außerdem sprechen sie sehr ausführlich über Nahrungsmittel wie Fette, Fleisch und Fisch, Gemüse, Milchprodukte, Zucker, Getreide und Kartoffeln, über das richige Kaufverhalten und die Verdauung, über Schadstoffe, Schlaf, Stress, Trinken, über das Kochen mit Kindern und ihre 12 goldenen Regeln. Darauf folgen noch 8 Seiten zum Vorratsschrank, in denen erklärt wird, wofür die Zutaten eingesetzt werden, worauf beim Kauf zu achten ist, usw. Positiv zu nennen ist, dass auf hochwertige Lebensmittel mit guter Qualität verwiesen wird.

Es gibt sicherlich viele Leser, die noch kaum oder nur wenig Kocherfahrung haben und über diese Tipps froh sind. Oder solche, die ihre Ernährung umstellen möchten und auf der Suche nach Inspirtation sind. Mir ist es fast schon ein wenig zu oberlehrerhaft, ich sah beim Lesen den erhobenen Zeigefinger vor mir. Ich weiß auch nicht genau, was eine Empfehlung für die richtigen Putzmittel in einem Kochbuch zu suchen hat. Die Einleitung wirkt mehr wie ein Ratgeber, um sein Leben kommplett auf eine natürliche, biologische Basis umzustellen; nicht nur in der Küche. Wer also wissen möchte, womit er am besten Putzt, auf welche Küchengeräte er aus Schadstoffgründen verzichten sollte, wann man schlafen gehen sollte und auf welche Lebensmittel man für einen guten Schlaf besser verzichtet und wer gleichzeitig Rezepte sucht, der findet all dies in Hemsley & Hemsley. An sich ist es löblich, sich einmal so intensiv mit einem Ernährungskonzept zu befassen und den Leser so ausführlich daran teilhaben zu lassen. Mich spricht das Konzept zum Großteil aber nicht an. Natürliche, gute Zutaten mit hoher Qualität: ja. Alles andere, wie der Glutenfrei-Trend: nein.
Die Aufmachung des Buches kann mich leider ebenfalls nicht überzeugen. Die Food Fotos sprechen mich nicht an, die Farben und Kontraste sehen einfach seltsam aus und können bei mir weder Appetit noch Lust aufs Kochen wecken. Das liegt teilweise auch an dem Geschirr und der Deko, es ist mir zu bunt und harmoniert einfach nicht miteinander. 

Die Textseiten dagegen sind einfach schwarzer Text auf weißem Grund, oftmals viel zu voll gepackt, wodurch sie überladen wirken, obwohl sie nur aus Schrift bestehen, ohne Schnickschnack. So bizarr es klingt, auf mich wirken die Rezeptseiten überladen und gleichzeitig langweilig.  Es ist mir viel zu viel Text ohne die nötige Liebe zum Detail. Teilweise sind die Kommentare der Köchinnen zu den einzelnen Rezepten länger als der Zubereitungstext. Ich denke, (viel) weniger Text und dafür mehr Arbeit an den Food Fotos hätte diesem Buch gut getan. 
 

~*~ ~*~ ~*~ Rezepte ~*~ ~*~ ~*~

Bleiben noch die Rezepte selbst, auf die es eigentlich ankommt. Doch auch die konnten mich nicht von sich überzeugen. Schon beim ersten Durchblättern habe ich mich erstaunlich schwer getan, überhaupt etwas zu finden, das mich anspricht (woran die Fotos mit schuld sind). Letztendlich habe ich ein Rezept gefunden, das mir auch geschmeckt hat, aber für ein Rezept brauche ich kein Kochbuch. Vielleicht würde ich noch das eine oder andere finden, wenn ich es noch öfter durchgehe, vielleicht finde ich mal etwas für einen bestimmten Anlass, aber für meine daily Küche ist es nicht geeignet. 
Nachgekocht habe ich Steak mit Senf-Lauch-Sauce (139). Mit einem Steak kann man fast nie etwas falsch machen und die Sauce war lecker, musste aber mit viel Flüssigkeit ergänzt werden, um überhaupt eine Sauce zu wrden. Wie im Rezet nachgekocht, ist es einfach nur ein dickflüssiger Dipp. 

Um euch einen Eindruck der weiteren Rezepte zu geben, habe ich euch eine zufällige Auswahl zusammengestellt:

  • Vegetarischer Pilz-Quinoa-Braten mit Maronen und Aprikosen (190)
  • Bete-Ziegen-Käse-Terrine (215)
  • Fischauflauf mit Sellerie-Püree (156)
  •  Hähnchen-Adobo mit Borkkolireis (170)
  •  Flower-Power-Pizza (194)

  

~*~ ~*~ ~*~ Fazit ~*~ ~*~ ~*~

Ich muss leider sagen, dass mich das Konzept nicht überzeugt. Nicht nur wegen des Grundtons der Texte, der mir zu vorschreibend ist, sondern beispielsweise auch wegen dem Hype um glutenfreie Produkte, obwohl nur rund 1% der Menschen tatsächlich unter Glutenunverträglichkeit bzw. Zöliakie handelt. Dazu kommen die Rezepte selbst, die mich leider auch nicht umgehauen haben, ebenso die Aufmachung des Buches. 
Ich glaube, ich war noch nie so enttäuscht von einem Kochbuch wie von diesem, weil für meinen Geschmack einfach gar nichts stimmt. Andere Leser mögen das völlig anders sehen und begeistert sein, ich bin es nicht.

  2,5 von 5 Punkten
Cover 1 Punkt, Rezepte 1/2 Punkt, Vielfalt 1/2 Punkt, Aufmachung 0 Punkt, Preis-Leistung 1/2 Punkt
  ~*~edel  ~*~ 320 Seiten ~*~ 145 Bilder ~*~ ISBN: 978-3-8419-0352-5 ~*~  Gebundene Ausgabe ~*~ 24,95€ ~*~ 20 x 25,5 cm ~*~ 9. März 2015 ~*~