Rezension

Habt Furcht vor dem was in Talberg lauert

Talberg 1935 -

Talberg 1935
von Max Korn

Bewertet mit 5 Sternen

Der Spross, einer der ältesten Familien in Talberg lässt mühsam einen Turm errichten, der Zweck dieser Konstruktion ist jedoch unklar. So dauert es nicht lange bis im Wirtshaus gemunkelt wird, er wolle seine Frau von diesem Turm stürzen. Was soll so einer auch mit diesem unfruchtbaren Hexenweib? Doch eines düsteren, verregneten morgens liegt der Steiner selbst, mit zerschmettertem Schädel am Fuße des bedrohlich aufragenden Holz-Ungetüms. Wer ist für den Tod des hiesigen Lehrers verantwortlich oder stürzte er sich aus freien Stücken in die Tiefe? Jeder aus dem Ort würde gerne mehr über die Vorkommnisse jener Nacht erfahren, dafür jedoch die eigenen Geheimnisse preisgeben kommt nicht in Frage. So rennt der Major Karl Leiner gegen verschlossene Türen an, während sich bedrohliche Finsternis über Talberg legt.

Max Korn ist das Pseudonym eines deutschen Autors, der in seiner Kindheit einige Zeit in einem bayrischen Dorf aufwuchs. Den Schrecken, den er seinem Talberg andichtet beruht jedoch rein auf fiktionaler Basis. Das Gespür den Leser in dieses Dorf und die alte, drohende Düsternis der Umgebung zu versetzen hat jedoch sicherlich seinen Ursprung da gefunden. Der Einstieg in das Buch war äußerst atmosphärisch, diese Stimmung konnte er tatsächlich auch über das ganze Buch aufrechterhalten. Das düstere Ambiente dieses Dorfes und jener Zeit konnte er zu dem grandios vermitteln. Man fühlt sich sofort als stiller Beobachter in diesem abgelegenen Örtchen. In dem er immer wieder kurz aus der Story ausbricht und eine Art „Flashback“ erzeugt, verleiht er seinen Charakteren eine fabelhafte Tiefe. Dies unterbricht zwar die Geschichte an sich, fügte sich jedoch sehr passend ein und gab dem Leser die Möglichkeit den ein oder anderen Charakter näher kennen, lieben oder hassen zu lernen. Alsbald spitzen sich die Ereignisse zu und es ist wie ein Unfall, dem man in Zeitlupe beiwohnt. Man kann nichts tun, weder wegschauen, noch das zerstörerische Ausmaß des Ganzen abschätzen. Sowohl die Fakten als auch das Verhalten konnte er zeitlich sehr gut manifestieren. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse in Talberg förmlich und ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Allem voran, weil die Zusammenhänge in keinster Weise zu erahnen sind, hat mich die Auflösung etwas überrumpelt, doch bei näherer Betrachtung fügt es sich, wie der Rest, einfach perfekt in die Geschichte. Es bleiben keine ungeklärten Fragen und der Schreibstil war so einnehmend wie schon lange nicht mehr in anderen Büchern. Ich persönlich habe die Umsetzung des bayrischen Dialekts, als auch diesen „Dorftrash“ unglaublich genossen. Die typische, ländliche Atmosphäre aus Geheimnissen, Getuschel und Saufkumpanen aus dem Wirtshaus, die jederzeit Einsatzbereit für eine Fackel- und Heugabel Revolte sind. Max Korn verklär oder beschönigt nichts in diesem Buch, man muss ihm aber die Zeit gönnen, seine handelnden Personen vorzustellen und das Setting ins perfekte, düstere Licht zu rücken. Was ihm, in meinen Augen, durch sein Gespür für Stimmung sehr gelungen ist, ohne mich zu langweilen. Es war ein durchweg überzeugender Roman, an dem ich nicht einen einzigen Kritikpunkt habe und der unfassbar neugierig auf den zweiten Teil (Talberg 1977) dieser Trilogie macht, der im Februar 2022 erscheint. 

Fazit: ein überaus gelungener Roman der, mit der Geschichte, charakterlicher Tief, düsterer Atmosphäre überzeugen konnte und sich als spannende und sehr einnehmende Lektüre entpuppte.