Rezension

Hält, was der Titel verspricht

Als die Tage nach Zimt schmeckten - Donia Bijan

Als die Tage nach Zimt schmeckten
von Donia Bijan

Bewertet mit 3 Sternen

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" erzählt über vier Generationen die Geschichte einer Familie, die im Iran einst ihren eigenen kleinen sicheren Hafen aufgebaut haben, um dann zu sehen, wie die Welt um sie herum in Misstrauen und Brutalität zerfiel.

Das klingt erst einmal nach einer wirklich ergreifenden Geschichte voller schwerer Schicksale, die die Realität im Iran und den Alltag dort (der vor allem für die Frauen nicht leicht war und ist) schildert. Das zumindest habe ich mir nach der Lektüre des Klappentextes und der Leseprobe davon erhofft.

Allerdings orientiert sich das Buch leider doch etwas zu sehr an seinem Titel: auf vielen Seiten und in unzähligen detaillierten Schilderungen lernt man die persische Küche kennen und lieben. Ja, es läuft einem bei der Letüre sogar das Wasser im Mund zusammen, so lecker und wie aus einem Märchen aus tausend und einer Nacht klingen die Schilderungen.
Darüber geht nur leider die eigentliche Handlung verloren. Der Geschichte fehlt ein roter Faden (mal abgesehen vom Essen), der die verschiedenen Zeitstränge miteinander verbindet. So wirken viele Szenen zerstückelt und aneinander gereiht, oft weiß man gar nicht an welchem Zeitpunkt in der Geschichte man sich gerade befindet.
Das ist vielleicht auch ein Sinnbild für Noor, die sich, nachdem ihr Vater sie mit 19 nach Amerika geschickt hat, um sie vor der Frauenfeindlichkeit im Iran zu schützen, ihr Leben lang entwurzelt und nie dazugehörig gefühlt hat. Allerdings macht es das für den Leser nicht gerade zu einem Lesevergnügen.

Auch bleiben die Figuren seltsam blass und schablonenhaft. Man hat teilweise das Gefühl, dass sich die Autorin (die, man merkt es, als Köchin arbeitet) mehr auf die Gerichte denn auf ihre Protagonisten konzentriert hat.

Fazit:
Das Buch inspiriert einen in gewisser Weise und weckt Interesse für die persische Küche. Die persische Lebensweise lernt man aber kaum kennen- möglicherweise ein Sinnbild dafür, dass sie durch die Gewalt und Furcht im eigenen Land mittlerweile zerstört und verstreut über den ganzen Globus in Immigranten und Flüchtlingen weiterlebt. Persien ist heute kein Land mehr, lebt aber in den Herzen seiner Kinder weiter.