Rezension

hätte etwas SciFi-lastiger sein können, ist aber definitiv lesenswert!

Frontal - John Scalzi

Frontal
von John Scalzi

Bewertet mit 4 Sternen

Ein übler Infekt -das sogenannte Haden-Syndrom- sorgt dafür, dass die Infizierten ihre Körper zumeist zu nahezu nichts mehr gebrauchen können, während das Gehirn weiterhin voll funktionsfähig ist. Diese Form des auch bei uns bekannten Locked-In-Syndroms, führte schließlich zu Hilketa. Einer Sportart, in der die Hadens sogenannte Threeps (roboterartige Körper) steuern, um Punkte und den Sieg zu erringen, indem sie gegnerischen Threeps den Kopf abreißen und damit ein Tor erzielen. Oder eben verhindern, dass ebendies dem eigenen Team geschieht. Doch plötzlich stirbt einer der Spieler tatsächlich wahrend eines Matches. Zufall, Unfall oder Mord? Vermutlich wäre das einfacher aufzuklären, wenn nicht ab diesem Moment so ziemlich alles vertuscht und die Geschehnisse nicht immer unvorhersehbarer werden würden.

Ok, ok. Dieses war mein erstes Buch von John Scalzi und ja ich gebe zu, dass nicht zuletzt das Cover mich schon sehr neugierig gemacht hat. Das ließ mein SciFi-Herz doch gleich höher schlagen.
Vielleicht sollte man dazu sagen, dass viele von einer Fortsetzung reden, obwohl es eigentlich keine ist! Es handelt sich "lediglich" um einen abgeschlossenen Roman in der selben Zukunftswelt wie "das Syndrom" und kann auch wirklich sehr gut ohne die Vorkenntnisse gelesen werden. Wie erwähnt, war dieser ja mein erster Scalzi und ich hatte keine Probleme beim Lesen und es gab absolut keine Stellen an denen ich das Gefühl hatte, hier würde mir Wissen fehlen um alles verstehen zu können. Also ruhig beherzt zugreifen ;)

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Eine gute Prise zynischer und trockener Humor lockert den doch eigentlich eher ernsten Inhalt gekonnt auf und die nach und nach entstehende Welt empfand ich als nachvollzieh- und vor allem vorstellbar. Die Implementierung eines neuronalen Netzwerks, in dem die Hadens sich quasi online bewegen, sich treffen und miteinander interagieren können, ist für mein Empfinden nicht wirklich so weit weg von dem, wohin sich die Technik derzeit entwickelt. Wobei ich jedoch vermute, dass im echten Leben die gesunden Menschen viel früher komplett mit eingebunden werden würden. Der Markt gibt´s schließlich her, schon heute wollen ja die meisten am liebsten durchgehend online sein.
Und wie so oft, bei technischen Möglichkeiten und Entwicklungen, fand ich mich regelmäßig grübelnd wieder, denn die ethischen Grenzen machen das Ganze dann doch wieder etwas kompliziert. Erscheint die Idee zu Beginn super, vor allem vor dem Hintergrund, dass den Haden so ein Leben ermöglicht wird, findet man natürlich schnell ausreichend Faktoren, die zu Neid, Missgunst und auch Angst führen würden. Zum Beispiel sind Hadens ja körperungebunden. Das bedeutet zwar, dass sie ihren eigenen nicht nutzen können, dafür können sie sich online überall welche mieten und sind somit innerhalb von Sekunden dort, wo sie gerne wären. Urlaub, Verwandschaftsbesuche, etc., ein paar Augenblicke und man könnte dort sein. Praktisch? Auf jeden Fall! Nur, wenn sich das nicht alle leisten oder erlauben können? Hmmm. Und was ist mit Verbrechen? Man sieht den Threeps ja nicht an, WER gerade drinsteckt. Und wenn er beim Begehen der Tat gar nicht gesehen wird, wird es NOCH schwieriger, den Täter zu fassen. Ja, spinnt den Gedankengang ruhig mal weiter... Aber für Urlaub und alte und/oder kranke Menschen, wäre so ein Threep natürlich echt klasse.

Was ich jetzt noch gerne gehabt hätte, wären Zeichnungen. Bilder der Threepmodelle - gerade die Hilketa-Threeps wären megainteressant gewesen, Zeichnungen wären echt cool! Vielleicht erreicht diese Anmerkung ja den Autoren, wer weiß ;)

Mir persönlich hat "Frontal" wirklich gut gefallen, auch, wenn der Augenmerk eher auf dem Tod des Spielers und den nachfolgenden Geschehnissen lag und sich das Buch für meinen Geschmack in Summe eher als Krimi/Thriller ließt, als reine SciFi. Zwar ist die Welt um Hilketa und die Threeps rund, rutscht aber im Verlauf einfach etwas in den Hintergrund. Dennoch sehr spannend, unerwartet und fesselnd, ich werde definitiv auch "Das Syndrom" und eventuell noch folgende Bücher aus diesem Universum lesen. Ein bisschen "angefixt" bin ich definitiv!