Rezension

Hätte ich doch schon Band zwei gehabt…

Der Herr der Tränen - Sam Bowring

Der Herr der Tränen
von Sam Bowring

Bewertet mit 4.5 Sternen

Einstmals gab es einen Mann, der konnte mit Hilfe der Fäden Magie wirken, doch er machte sich daran die Fäden der Großen Magie zu verändern. Dies machte ihn nicht nur mächtig, sondern auch böse, da die Welt diese Veränderungen nicht vertrug und Naturkatastrophen die Folge waren. Die größten Fadenwirker dieser Zeit machte sich auf, um diesen Herr der Tränen zu besiegen. Als er endlich vom Angesicht der Welt verschwunden war, mussten sie jedoch schnell feststellen, dass er nicht vollständig verschwinden konnte. Manche Fäden, die er in sich selbst verwoben hat, konnten nicht entfliehen und suchten sich neue Wirte in den Wächtern, doch nicht jeder von ihnen konnte mit den dadurch erlangten mächtigen Fähigkeiten umgehen und wurden seinerseits böse. Doch es gelang auch sie zu besiegen. Die Große Magie kam zwar zur Ruhe, doch geheilt wurde sie nie zur Gänze und nun tauchen schon wieder diese seltsamen Naturphänomene auf.  Als die ersten Zeugen wurden Rostigan und Tarzi der verschwundenen Stadt Silberstein ansichtig und Rostigan als alter Held berühmter Schlachten wurde schnell klar: Die Wächter sind zurückgekehrt.
Mit Der Herr der Tränen hat Sam Bowring eine wirklich schöne Fantasy-Geschichte ersonnen, die sich sehr leicht und einfach lesen ließ und mir dabei sehr viel Freude bereitet hat. Zunächst lernt der Leser mit Rostigan und Tarzi die zwei Hauptcharaktere kennen, doch nach und nach werden die einzelnen Wächter näher beleuchtet, da der Leser auch aus ihrer Sicht die Geschichte phasenweise erlebt. Zunächst dachte ich, dass auf diese Weise Hintergrundwissen vermittelt wird, doch schnell wird klar: Die Wächter sind alles andere als Nebencharaktere, sondern bilden das Zentrum des Geschehens. In diesem Zusammenhang ist mir positiv aufgefallen, dass Bowring mit Tarzi eine Bardin als eine seiner Protagonisten erdacht hat. So hat Tarzi die Möglichkeit wo immer sie auch ist sehr passend die Hintergrundgeschichten der einzelnen Wächter zu erzählen, ohne dass es künstlich wirkt, da Geschichten erzählen nun einmal das ist, womit eine Bardin ihren Lebensunterhalt verdient. Auf diese Weise fügen sich die Geschichten der Wächter als das ein, was sie sind: erzählte Geschichten.
Im Verlauf der Handlung lernt der Leser die Wächter näher kennen und die Kategoriesierung zwischen gut und böse wird an einigen Stellen aufgeweicht, was zu interessanten Wendungen führte. So werden die Protagonisten recht vielschichtig dargestellt.
Einer der Wächter ist in der Lage die Zeit anzuhalten und die Form, in der Bowring dies umgesetzt hat, hat mir sehr gut gefallen. Hier hält dann nicht einfach nur die Zeit an, und diejenigen die nicht betroffen sind, machen einfach so weiter, als wäre nichts, weit gefehlt. Zum einen hält die Zeit weltweit an, was ich schon einmal schön logisch finde, zum anderen hält wirklich jedes Molekül dort an, wo es gerade war. So wird Staub in der Luft fest und zur tödlichen Waffe, denn wenn man durch solch eine erstarrte Wolke spaziert, treibt man sich unweigerlich die Staubkörner durch den Körper. An solche Dinge habe ich noch nie gedacht, als ich irgendwann mal ein Buch mit ähnlicher Thematik gelesen habe. Bowring hat hier meiner Meinung nach einen Schritt weiter gedacht und dies hat mich überzeugt.
Das einzige, was ich dem Buch anlasten würde, wäre die Tatsache, dass das Ende zwar absehbar war, aber nicht vollständig ist, heißt ich hätte sehr gern das zweite Buch dieses Zweitteilers am Ende der Lektüre bereits besessen um gleich weiter zu lesen. Zwar hat das Buch einen guten Sinnabschnitt, aber eben kein richtiges Ende, da der Leser bereits ahnt, worauf es am Ende hinauslaufen wird, doch dieses Finale ist noch nicht in erreichbarer Nähe, da muss ich noch bis zum Juni 2014 warten.
Dafür muss ich sagen, ist das Cover sehr gelungen. Ich mag die düsteren Farben und die eingefangene Stimmung sehr! Dies wird zum Glück im Cover der Fortsetzung so weitergeführt!

Fazit: Mit Der Herr der Tränen hat Sam Bowring eine sehr unterhaltsamen ersten Teil eines Zweiteilers geschrieben, den ich sehr gern lesen habe. Überzeugt hat das Buch vor allem durch die Umsetzung der Idee von angehaltener Zeit und dem sehr hübschen Cover der blanvalt-Ausgabe. Leider ist das Ende immer noch so “offen”, dass ich am liebsten den zweiten Teil gleich im Anschluss gelesen hätte, doch immerhin ist es bis Juni nicht nicht mehr so lange hin und das Buch endete wenigstens mit einem Sinnabschnitt und lässt den Leser nicht völlig in der Luft hängen.