Rezension

Hätte so sein können

Daisy Jones & The Six
von Taylor Jenkins Reid

Bewertet mit 4 Sternen

Sie schrieben Rockgeschichte!

Das Buch erzählt die Geschichte einer Band, wie sie entstand und weshalb sie sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolges trennte. Man muss schon extra erwähnen das die Band fiktiv ist, denn das alles liest sich schon ziemlich real.
Das lag vor allem an den Interviews, das ganze Buch besteht nämlich daraus. Aneinandergereiht und immer abwechselnd, so dass jeder seine Sicht der Dinge zum Besten geben kann, ergibt das Ganze einen flüssig zu lesenden Roman.
Witzig fand ich, dass jedes Bandmitglied eine andere Version zu bestimmten Erlebnissen zu erzählen hatte. Manchmal waren die Aussagen komplett widersprüchlich.

Aber ich finde, dass dieses Buch ein einziges Klischee beschreibt. Die 70er-Jahre-Band benimmt sich genauso, wie man sich eine 70er-Jahre-Band vorstellen würde: Hemmungsloser Umgang mit S**, Alkohol und Drogen, massenhaft Groupies, zerstörte Hotelzimmer, eine Entzugsklinik, und selbst die auf der Bühne zerschlagene Gitarre darf nicht fehlen.
Bei den Figuren war es ein genauso: Der Frontmann der das Sagen hat, was nicht jeder ertragen kann. Der Ein oder Andere der sich dadurch ungerecht behandelt fühlt und so Streitigkeiten entstehen. Partys die aus dem Ruder laufen, Bandmitglieder die über die Stränge schlagen und ihren Job nicht mehr richtig ausführen.

Wirklich gut gefallen hat mir Daisy Jones. Sie wird nur durch Zufall und einem Artikel in die Band aufgenommen. Von den Fans wird sie als Vorbild wahrgenommen, weil nichts sie zu erschüttern scheint und sie so unfassbar cool rüberkommt. Sie macht was sie will und wie sie es will, und das gefällt den Fans. In Wahrheit aber ist sie sehr einsam, weiß nicht wohin mit ihren Gefühlen und schluckt deswegen Pillen, wie andere Leute Smarties.
Die Beziehung zwischen ihr und Billy, dem Frontmann der Band, ist sehr emotional und vor allem kompliziert. Ich finde schon, dass die Atmosphäre zwischen den Beiden energiegeladen und richtig greifbar wird. Jedenfalls wissen sie, wie man seine Gefühle zum Ausdruck bringt und manches mal während der Interviews dachte ich: Daraus hätte man jetzt einen Song machen können.

Was mich störte war, dass alle Songtexte und auch die Zeilen die während der Arbeit am Album zur Sprache kommen, nie übersetzt werden.

Trotz der Klischees hat mir das Buch sehr gut gefallen. Einen verwirrten Moment lang dachte ich sogar, die Band sei real. Die Geschichte könnte genau so passiert sein.