Rezension

Halb zog sie ihn, halb sank er hin

Wir in drei Worten - Mhairi McFarlane

Wir in drei Worten
von Mhairi McFarlane

Der Verlag hat dieses Buch mit einem Cover ausgestattet, dass sofort sehr neugierig macht. Leider erzeugt dies aber wohl eine nicht ganz zutreffende Erwartungshaltung hinsichtlich der Geschichte von Rachel und Ben.

Während ihres Studiums waren die beiden unzertrennlich, sie werden zusammenbleiben, das haben Freunde und Verwandte ganz sicher geglaubt und auch Rachel und Ben waren überzeugt, dass sie für einander bestimmt sind. In der Nacht vor ihrer Abschlussfeier aber ist etwas passiert, das die Liebenden völlig entzweit hat. Was passiert ist, erfährt der Leser nicht.

Rachel hat gerade eine über viele Jahre dauernde  Beziehung  beendet und ist noch ganz am Anfang ihrer Suche nach einem neuen Weg. Ben ist mittlerweile erfolgreich im Beruf, verheiratet und gut situiert. In dieser Situation stehen sich beide plötzlich wieder gegenüber, weil Ben aus beruflichen Gründen für einige Zeit in dieser Stadt bleiben wird.
Alles ist wie früher – und doch auch wieder ganz anders. Die Unbefangenheit von damals gibt es nicht mehr, aber eine Zuneigung zum jeweils Anderen ist bei beiden vorhanden. Es gibt nach wie vor eine starke Anziehungskraft, die beinahe greifbar wächst und die beiden beinahe ein wenig unheimlich ist. Die Gedanken zu ordnen, die Gefühle zu sortieren fällt beiden täglich schwerer.

Natürlich steht seit der ersten Begegnung nach so vielen Jahren sofort die Frage im Raum, wie die Geschichte sich wohl entwickeln und ausgehen wird. Aber bis zu dieser Lösung erzählt die Autorin viele kleine Randgeschichten, führt andere Figuren und deren Leben in die Handlung ein und sie alle wollen in irgendeiner Wiese auch Ratgeber/in, Vertraute/r und beste Freunde sein, haben aber doch an ihrem eigenen Leben zu knabbern.

Der Erzählstil hat mir ganz gut gefallen, allerdings hatte ich gewisse Anfangsschwierigkeiten und musste mich erst einlesen. Es wollte auch keine rechte Spannung aufkommen und viele Seiten lang habe ich immer mal wieder überlegt, die Lektüre einfach abzubrechen oder doch zumindest etwas anderes zwischendurch zu lesen.
Rachel und Ben kreisen umeinander und doch auch wie zwei Planeten um einen größeren und bedeutenderen Himmelskörper. Die Zeile „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ aus Goethes Ballade „Der Fischer“ kam mir dazu immer wieder in den Sinn. Dieses Zitat beschreibt für mich sehr gut auch das Ambivalente zwischen den beiden Protagonisten, die sich weder ihrer alten noch der neuen Gefühle sicher sind.

Im Rückblick wird mir eben diese Ambivalenz immer deutlicher und letztlich macht sie wohl die doch eher zurückhaltende Spannung dieses Romans aus. Denn aufhören konnte ich dann doch nicht. Und das war gut so.