Rezension

Hallo, Missverständnisse! Selbst der Leser wird (ein bisschen) aufs Glatteis geführt...

Der Kuss - Kooky Rooster

Der Kuss
von Kooky Rooster

Bewertet mit 4 Sternen

Worum geht es?

Als Lukas in die Wohnung gegenüber einzieht, freunden sich Michael und er – zu Michaels großer Überraschung – an. Michael kann nicht verstehen, warum dieser coole, ältere Typ mit dem lässigen Haarschnitt, dem muskulösen Körper und dem Moped ausgerechnet mit ihm, dem schmalen Unscheinbaren, der selbst im Sommer lange Pullover trägt, um seine schmale Statur zu verbergen, befreundet ist. An einem Sommertag kommt es zu Demonstrationszwecken zu einem Kuss zwischen den beiden, der Lukas – obwohl der Kuss von ihm ausging – in die Flucht schlägt. Während sich Michael von Tag zu Tag mehr mit dem Gedanken anfreundet, schwul zu sein, scheint Lukas weit davon entfernt zu sein. Bei ihm rennt Michael gegen Wände … obwohl es Lukas selbst ist, der immer wieder seine Nähe sucht.

Meine Meinung

Michaels und Lukas‘ Liebesgeschichte hat genau die richtige Länge, um sie an einem Tag in einem Rutsch durchzulesen. Obwohl sie sehr kurz ist, hatte ich nicht das Gefühl, dass der Geschichte dadurch viel abhandenkommt. Zwar ist recht schnell von Liebe die Rede, da die Gefühle im Anschluss daran jedoch authentisch und glaubwürdig dargestellt wurden, konnte ich mit der frühen Erwähnung leben und habe mich (wie sonst eigentlich) nicht daran gestört. Ohnehin versteht es Kooky Rooster bestens, sowohl das Knistern zwischen ihren Protagonisten als auch das Herzklopfen und die Schmetterlinge im Bauch zu transportieren und den Leser mitfühlen zu lassen – das ist ihr auch hier wieder gelungen.

Die Handlung zeichnet sich durch das typische nervenaufreibende Hin und Her zwischen Annäherung und Wegstoßen sowie zahlreiche Missverständnisse aus, die das Glück der beiden immer wieder aufschieben. Das kann manchmal anstrengend sein und man möchte die beiden am liebsten schütteln, aber es sorgt auch für Spannung und ungeduldiges Kribbeln, weil man bei manchen Missverständnissen zwar ahnt, dass es sich sicher um ein Missverständnis handelt, aber man weiß es eben nicht sicher. Es ist nicht so offensichtlich wie in manch anderen Romanen, bei denen man über das auffällige Brett vor dem Kopf der Protagonisten ständig die Augen verdreht. Nein, das ungute Gefühl des Charakters geht auf einen über, man wird (vor allem mit Michael, aus dessen Sicht wir lesen) wütend, empört und leidet. Dadurch hat mir das Buch viel Spaß gemacht.

Wegen der Kürze ist nicht alles so recht klar (wie Lukas‘ Verhalten zu Beginn zum Beispiel) und es bleibt die eine oder andere Fragen offen. Tatsächlich hat mir am Ende auch noch etwas gefehlt, ich war doch ein bisschen enttäuscht, dass ich schon bei der letzten Seite angekommen war. Da das Ende aber mit einem schönen Happy End aufwartet, kann ich darüber hinwegsehen.

Fazit

Definitiv sehr unterhaltsam für zwischendurch mit Knistern, Herzklopfen, ein bisschen Miträtsel, viel Herumgeärgere und einem erleichterten Aufatmen nach den ganzen Schwierigkeiten. 4 Sterne!