Rezension

Haltet eure Emotionen gut fest, denn Gefühlschaos ist vor programmiert!

Buch der Engel - Marah Woolf

Buch der Engel
von Marah Woolf

Noch kein Buch wurde so heftig von mir erwartet wie dieser finale Band der Angelussaga. Ich fieberte den dringend notwendigen Antworten entgegen, die der Vorgängerband aufgeworfen hat und ich musste endlich das riesige Loch in meinem Herzen schließen, das ein gewisser Engel hinterlassen hat. 6 Monate lang bin ich mit ganz furchtbarem Liebeskummer durch die Welt gewandert, das musste endlich ein Ende haben!

Dementsprechend ehrfürchtig habe ich das Buch dann zunächst in den Händen gehalten und konnte es erst gar nicht aufschlagen. Der Gedanke, dass nach dem „Buch der Engel“ dann für immer Schluss mit dieser gigantischen Geschichte sein soll, dass ich Moon, Phoenix, Naamah, Sem, Cassiel und Luce niemals wiedersehen werde, hat mich in die nächsten emotionalen Abgründe gestürzt.

Natürlich habe ich mich dann nicht allzu lange in meinem Selbstmitleid gesuhlt, schließlich musste ich endlich wissen, wie es der gebrochenen Moon geht, ob die Engel es wirklich schaffen die Tore des Paradieses zu öffnen, ob die Apokalypse uns Menschen tatsächlich vernichten wird, ob alle überleben werden und wie Luce, mein fantastischer Luce wieder aus der Nummer heraus kommt, in die er sich hinein manövriert hat.

Nach etwa 4 Stunden hatte ich dann all meine Antworten und noch so viel mehr …

Wenn ich euch jetzt sage, dass es die intensivsten 4 Stunden waren, die ich je mit einem Buch verbracht habe (bis auf eine Ausnahme, die aber von derselben Autorin stammt ;-)), dann übertreibe ich nicht, im Gegenteil.

Ohne euch inhaltlich auch nur irgendetwas zu verraten, ich habe meine Familie in dieser Lesezeit sträflich vernachlässigt und es war mir völlig egal!

Die Autorin hat mich auf eine hochspannende und intensive Abschluss-Reise mitgenommen. Ich habe währenddessen gelitten und geweint, vor Wut, vor Fassungslosigkeit und vor Trauer, aber auch Freudentränen waren dabei.

Marah Woolf hat mich auf falsche Fährten gelockt, hat mein Herz gebrochen und es dann wieder zusammen geflickt, aber nur, um es mir dann wieder zu brechen.

In meinem Kopf wurden Zweifel gesät, Misstrauen geschürt, Theorien gesponnen und wieder umgeworfen, da soll mal einer sagen nur Psychothriller wären spannend und nervenzerfetzend!

Die Story hat mich bis in den letzten Winkel meines Körpers getroffen und mich innerlich kaputt gemacht. Ich habe aber versucht, den Glauben und die Hoffnung nie gänzlich zu verlieren und gewissen Protagonisten Vertrauen zu schenken. Manchmal ist es mir gelungen, manchmal haben der Hass und der Unglaube gesiegt.

Ich bin noch immer fassungslos darüber, wie übel und grausam die Autorin einigen Protagonisten mit gespielt hat. Deren Schmerz und Leid war sogar bei mir körperlich und seelisch spürbar. Wie müssen sich also die Charaktere selbst gefühlt haben? Ich bin noch nicht sicher, ob ich der Autorin einen Genialitätsorden für so viel greifbare Authentizität verleihen soll, oder ob sie bestraft gehört für so viel Kummer, den sie verbreitet hat. ;-)

Ob Marah Woolf letztendlich alles wieder gut macht, darüber schweige ich natürlich still.

Ich bin ja kein allzu bibelfester Mensch, kenne nur die inhaltlichen Grundlagen und fand die Bibel als Buch nie interessant genug, um sie wirklich zu lesen. Tja, was soll ich sagen, hier habe ich mich auf jede Bibeltextstelle gefreut, die die Autorin in die Geschichte integriert hat. Denn diese Passagen haben Antworten bedeutet im Kampf gegen die Engel, im Kampf ums Überleben von Moon und der Menschheit. Ich bin sogar selber auf biblische Stammbaumsuche gegangen, um Zusammenhänge noch besser zu verstehen oder Rätsel eigenständig zu knacken.

Das Ende war für mich gigantisch, teilweise überraschend und durchweg berauschend. Es war episch!

Wer in den letzten Kapiteln das Buch auch nur eine Sekunde zur Seite legen kann, dem schenke ich meine tiefste Bewunderung! Meine Blase wäre eher geplatzt, als dass ich zur Toilette hätte gehen können.

Das Plädoyer am Schluss mit seinen ergreifenden und wahren Botschaften hat die restlichen Schleusen fallen lassen, die bei mir noch geschlossen waren. Da gab es kein Halten mehr.

Meine persönliches Highlight war eine bestimmte Szene, bei der ich alles um mich herum vergessen habe. Ich nenne sie mal „Handtuch-Szene“, ihr werdet sie ganz sicher erkennen.

Mögen es mir Emma, Eliza, Lucy und Jess verzeihen, denn ich liebe die Protagonisten-Mädels der Autorin und deren Geschichten allesamt, aber Moon liebe ich noch ein bisschen mehr.

Nicht wenige wären an dem, was Moon immer und immer wieder erleiden musste, zerbrochen, Moon jedoch ist immer wieder aufgestanden und dafür verehre und bewundere ich sie.

Ich verneige mich vor dir Moon, du bist die tapferste, unerschrockenste und stärkste junge Frau, die ich kenne.

Für mich ist die Angelussaga die beste Reihe, die die Autorin bisher geschrieben hat.

Danke Marah Woolf, dass du uns Moon und ihre Geschichte geschenkt hast!

Fazit

Ein absolut würdiger und sehr gefühlsintensiver Abschluss der Angelussaga.

Es gibt endlich heiß ersehnte Antworten und es bleibt wirklich spannend bis zum Schluss, ob es den Engeln gelingen wird, das Paradies zu öffnen und die Apokalypse auszulösen.

„Buch der Engel“ hat mich innerlich zerstört, wieder aufgebaut und erneut aus den emotionalen Latschen kippen lassen. Ich liebe einfach alles an der Saga, finde sie rundum perfekt und bin nun traurig, dass sie zu Ende erzählt ist.