Rezension

Hambacher Forst - Heimat für drei Generationen

Jahresringe - Andreas Wagner

Jahresringe
von Andreas Wagner

Bewertet mit 4 Sternen

Andreas Wagner hat In seinem Buch „Jahresringe“ Themen wie Naturschutz, Heimatsuche, Familie und Tradition zu einer kurzweiligen Geschichte verarbeitet, die sehr zum Nachdenken anregt. 

Das Flüchtlingsmädchen Leonore Klimkeit kommt 1946 in dem kleinen Dorf Lich-Steinstraß an. Nach einer langen Flucht aus dem Osten soll der Ort mit seinen katholischen Bewohnern nun ihre neue Heimat werden. Heimisch wird Leonore, „die Evangelische“,  hier nie werden, dafür lehnen die Einheimischen sie auch nach vielen Jahren noch ab. Bis auf den Bäcker Jean Immenrath: bei ihm und seiner Mutter findet sie ein Zuhause. Sogar die Bäckerei darf sie eines Tages übernehmen. Fremd wird Leonore aber immer bleiben, auch als dann ihr Sohn Paul geboren wird, lebt sie weiterhin ihr zurückgezogenes Leben. Einziger Trost für Leonore ist der Wald. Hierhin zieht sie sich immer wieder zurück und fühlt ein bisschen Geborgenheit. Doch unter dem Wald verbirgt sich die begehrte Braunkohle. Leonore wehrt sich lange gegen eine Umsiedlung, doch am Ende muss auch sie den zerstörenden Schaufelradbaggern weichen. Erneut verliert sie ihr Zuhause und die Natur, mit der sie sich verbunden fühlt. Der Raubbau an der Natur schreitet voran und doch arrangieren sich die Menschen damit. Sohn Paul arbeitet für den Energiekonzern und kann dadurch sich und seine Kinder ernähren. Zu großen Konflikten kommt es in der Familie, als sich Pauls Tochter den Umweltschützern anschließt und in ein Protestcamp in den Hambacher Forst zieht. 

Einfühlsam und ruhig erzählt, zeigt „Jahresringe“,  dass nichts nur schwarz oder weiß ist. Das Menschliche sind die Graustufen und nichts geschieht ohne Grund. Leonores Verlust der Heimat wird an ihre Nachkommen weitergegeben, bis die Enkelgeneration bewusst versucht, sie zu bewahren und die Natur zu schützen. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Auch weil im letzten Teil viel über die Protestbewegung im Hambacher Forst zu erfahren war.