Rezension

Handlungen gut aufeinander abgestimmt, vorstellbares Bild von Zeit und Raum

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus -

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
von Charlotte Blum

Bewertet mit 4 Sternen

Alma Täuber, die als „Fräulein vom Amt“ in der Kur- und Bäderstadt Baden-Baden arbeitet und bereits vor einigen Monaten bei der Aufklärung eines Mordfalls behilflich war, ermittelt im Roman „Der Tote im Kurhaus“ zum zweiten Mal. Sie ist die Protagonistin in der nach ihrem Beruf benannten Serie von Charlotte Blum, einem offenen Pseudonym der beiden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme. Der Untertitel gibt selbstredend den Fundort des Verstorbenen preis. Wie es zum Todesfall kam, wirft Rätsel auf.
Der fiktive kulturelle Höhepunkt der Stadt im Jahr 1924 stellt die Aufführung einer Verdi-Oper im Kurhaus dar, bei der die ägyptische Königstochter „Aida“ im Fokus steht. Dazu werden hochkarätige Ensemblemitglieder engagiert. Viele Gäste kommen von auswärts zur Premiere. Am nächsten Tag findet passend zum Thema Ägypten ein Motto-Abend mit Musik und Tanz statt, auf dem Interessierte auch einige Skulpturen von Ausgrabungsstätten des fernen Landes besichtigen können. Am nächsten Morgen wird der Tenor der Oper vor dem Kurhaus tot aufgefunden und es gibt nur wenige Zweifel daran, dass er erschlagen wurde. Der Hauptverdächtige stand in einer Beziehung zu Emmi, der besten Freundin und Mitbewohnerin von Alma, von der sie um Hilfe gebeten wird, um dessen Unschuld zu beweisen.
Alma ist im Gegensatz zu Emmi bedächtiger in ihren Handlungen. Zum Teil ist das ihrem Beruf geschuldet, denn von den Fernsprechvermittlerinnen wird ein sittsames Leben erwartet. Für die Fräulein vom Amt bleibt die Wahl zwischen Heirat oder Beruf, was für Alma nicht immer einfach ist, weil sie sich ein Leben an der Seite von Kriminalkommissar Schiller gut vorstellen kann, aber auch ihre Arbeit liebt, die ihr Unabhängigkeit gibt. Die Autorinnen schildern im Roman vorstellbare Szenen aus dem Alltag in der Vermittlung mit zwischenmenschlichen Konflikten innerhalb der Gruppe der dort Tätigen wie auch im Kontakt mit den Anrufenden.
Emmi ist im Gegensatz zu Alma lebenslustiger und in Liebesdingen unbeständiger. Ihr Beruf als Dekorateurin führt sie in die Häuser der Gutbetuchten sowie in Hotels und öffentliche Gebäude. Mit ihr gelingt Charlotte Blum eine Konstruktion, die Alma trotz ihres zurückhaltenden Lebensstils an Orte führt, die ansprechend sind und Flair zeigen. Lediglich die Erläuterungen zu den Zusammenhängen führen schonmal zu kleinen Längen.
Die Autorinnen binden zahlreiche Details über die damalige politische Situation, aber auch zu Musik, Film, Mode und Literatur in die Geschichte ein. Baden-Baden gibt sich mondän und im Trend der Zeit. Ferne Länder zu erkunden ist teuer, aber machbar und wird für viele zum Traumziel. Ein Glossar am Ende des Romans erklärt einige historische Persönlichkeiten, Begebenheiten und kulturelle Glanzstücke.
Mit dem zweiten Band „Der Tote im Kurhaus“ der Serie um Alma Täuber, dem „Fräulein von Amt“ ist Charlotte Blum erneut ein Roman gelungen, dessen Handlungen gut aufeinander abgestimmt sind und dabei ein vorstellbares Bild der Stadt und Gesellschaft von Baden-Baden im Jahr 1924 vermitteln. Das Ende der Geschichte verheißt auch für den dritten Band eine Zusammenarbeit von Alma und ihren Freunden bei Fallermittlungen in der Kurstadt und lässt mich mit dem Untertitel „Spiel auf Leben und Tod“ auf dramatische Begebenheiten hoffen. Gerne empfehle ich das Buch an Freunde historischer Romane weiter.