Rezension

Hanna in Gefahr

Heringshappen - Ute Haese

Heringshappen
von Ute Haese

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich ließ sogar die Vorhänge zu,während ich frühstückte, denn ein kurzer Blick aus dem Fenster auf den Passader See zeigte mir, dass wieder einmal Grau die Farbe des Tages war: das Wasser hellgrau, der Himmel steingrau und die umliegenden Felder braungrau...“

 

Private Eye Hanna Hemlock hat alle Hände voll zu tun. Der Wirt der Gaststätte „Heuschrecke“ wurde von eine Kuh totgetrampelt, ein Horror-Clown geht im Ort herum und ängstigt die Bewohner, Johannes erhofft ihre Teilnahme bei seiner geplanten FuckUp – Night, Schildkröterich Gustav verweigert die Nahrung und ihre Freundin Marga malt plötzlich Fische aus.

Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi, angesiedelt im hohen Norden, geschrieben. Es ist eine gekonnte Mischung aus Ermittlungsarbeit und persönlichen Befindlichkeiten.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Ich mag Hannas trockenen Humor, der sich im Eingangszitat zeigt.

In Hannas Wohnort findet gerade der Wahlkampf um das Bürgermeisteramt statt.. Wenn man so die Debatten verfolgt, haben die Einwohner die Wahl zwischen Pest und Cholera. Man belegt sich gegenseitig per Twitter.

Hannas Ermittlungen gestalten sich schwierig. Ortsbesichtigungen bringen nichts. Harry hat einen neuen Job und ist meist als Helfer nicht ansprechbar. Außerdem fehlt ihm sein Neffe Daniel, der lange Zeit bei ihm gewohnt hat. Selbst am Telefon ist Daniel kurz angebunden. Hanna deutet das so:

 

„...In zwei Jahren, wenn sich alles in seinem Hirn zurechtgeschraubt und neu verlötet hat, kann man wieder normal mit ihm reden...“

 

Zu den stilistischen Feinheiten gehören insbesondere die Dialoge. Dort werden die aktuellen Probleme auf den Punkt gebracht und mal mehr, mal weniger ausdiskutiert. Beim Thema Reichsbürger, dass Hannas Ermittlungen tangiert, kommt Johannes zu folgender Erkenntnis:

 

„...Ich sage ja, bei denen sind nicht nur ein, zwei Latten am Zaun locker, da wackelt das gesamte Gatter...“

 

Am Ende des Buches wartet eine handfeste Überraschung. Die Verbindung der Protagonisten sind weitaus komplexer, als es zu erwarten war.

Es ist erstaunlich, welche neuen Einfälle es in jedem der Krimis gibt. Das betrifft beides: die Fälle und das tägliche Leben. Wenn Hanna jemand verfolgt, ist das zum Beispiel keine trockene Angelegenheit. Sie hat einen Blick für ihre Umgebung und lässt mich an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Eine Ermittlerin mit Herz und Schnauze, die mitten im Leben steht, Fälle, die letztendlich ein gravierendes gesellschaftliches Problem als Hintergrund haben und stimmungsvolle Bilder des Nordens machen das Lesen zum Vergnügen.