Rezension

Hanne hat es nicht leicht

Hanne. Die Leute gucken schon -

Hanne. Die Leute gucken schon
von Felicitas Fuchs

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch erschien 2023 im Wilhelm Heyne Verlag und beinhaltet 590 Seiten.

„Morgen wird das Leben wieder schön“

Die Geschichte beginnt im Jahr 1951 in Minden. Langsam heilen die Wunden des Kriegs und nun gilt, das Beste aus dem zu machen, was in der Euphorie des Wiederaufbaus möglich scheint. Hanne wächst in diesen bescheidenen Umständen heran. Minna, ihre Mutter, sorgt dafür, dass alles in geregelten Bahnen verläuft. Das Leben hält sogar ein bisschen Glück wieder bereit. Doch dann begegnet Hanne dem charismatischen, viel älteren Paul Wagner und verliebt sich zum ersten Mal. Sie muss schon bald eine Entscheidung treffen, die nicht nur ihr Leben für immer verändern wird.

Nachdem ich den ersten Band „Minna. Kopf hoch, Schultern zurück“ der Autorin Felicitas Fuchs bereits so toll fand, wollte ich natürlich unbedingt erfahren, wie es nun mit Hanne, der Tochter von Minna weitergeht. Minna hat das Beste getan, um Hanne ein gutes Leben zu ermöglichen. Hanne erkrankt genau wie ihre Mutter an Tuberkulose und beide müssen einen Großteil ihres Lebens in verschiedenen Lungenheilstätten verbringen. Das ist nicht wirklich einfach, besonders für das Mutter-Tochter-Verhältnis. Ständig ist Hanne bei anderen Familienmitgliedern oder Freunden untergebracht oder eben selbst in einer Heilstätte. Und auch als sie eigentlich als geheilt zählen, gibt es Schwierigkeiten, denn die Menschen sind nicht aufgeklärt genug, um nicht zu befürchten, sich wieder anzustecken. Hanne ist aber ein braves Mädchen und macht ihrer Mutter kaum Probleme. Und auch als sie sich zu einer Jugendlichen entwickelt, gibt es für sie keine Partys, denn sie ist lieber für sich. Nachdem sie doch einen Abend ausgeht und dem charismatischen Paul Wagner begegnet, kommt es, wie es kommen muss. Hier erleben wir eine Zeitreise, in der nicht viel über die Vergangenheit geredet wird. Hanne hat kein leichtes Leben. Und das Wichtigste in dieser Zeit ist, dass alles dafür getan wird, dass niemand über einen redet oder man schief angesehen wird. Als ihre Tochter Romy auf die Welt kommt, kümmert sich überwiegend Minna um sie, denn Hanne ist noch nicht großjährig. Außerdem ist sie weiterhin des Öfteren in der Lungenheilstätte und immer wieder auf ihre Mutter angewiesen. So, mehr möchte ich aber auf keinen Fall verraten. Lest dieses Buch einfach selbst. Ich hatte wunderbare Lesemomente und erlebte eine Zeit, in der die Menschen alles versuchten, um halbwegs glücklich zu sein. Aber oftmals gibt es nur Pflichten, kaum haben sie Zeit für sich selbst. Aus heutiger Sicht ist das kaum vorstellbar. Sie arbeiteten und gönnten sich kaum Urlaub. Über Schwierigkeiten wurde nicht geredet, sie wurden lieber unter den Tisch gekehrt. Hanne hat mir oft echt leidgetan. Sie ließ sich von ihrem Mann echt unterbuttern. Ich freute mich sehr, dass ich auch so viel über die Personen, die schon im ersten Teil dabei waren, erfuhr. Besonders ist mir Fannie ans Herz gewachsen. Die Autorin Felicitas Fuchs hat die Zeit wunderbar dargestellt und ich liebe diese Geschichte. Zudem ist es auch die eigene Familiengeschichte, die die Autorin hier zu Papier gebracht hat. Und immer wieder wird von einem Geheimnis gesprochen, auf die Auflösung bin ich schon sehr gespannt. Ich empfehle dieses Buch, das mein Herz zutiefst berührt hat, auf jeden Fall weiter. Die Zeit nach dem Krieg wurde vieles verdrängt, über vieles wurde nicht gesprochen. Der Schreibstil ist einfach toll und alles wurde so gut beschrieben, dass ich es mir wunderbar vorstellen konnte. Mich hat die Autorin Felicitas Fuchs auf jeden Fall komplett begeistert, fasziniert und überzeugt. Ich freue mich schon auf Romys Geschichte.