Rezension

Hanseatischer Charme mit offenen Ende

Der Bojenmann -

Der Bojenmann
von Kester Schlenz

Kommissar Thies Knudsen und sein Ermittlungsteam vom LKA in Altona bekommen es mit einem Serientäter der besonderen Art zu tun. Der Bojenmann, eigentlich eine Holzfigur, die sich festverankert in der Elbe befindet, wurde über Nacht gegen eine echte Leiche ausgetauscht. Doch die Identität des Opfers zu klären gestaltet sich als schwierig, denn die Leiche wurde aufwendig plastiniert und ist schon seit einem längeren Zeitraum tot. Kurz darauf tauchen weitere plastinierte Tote an den verschiedensten Orten in Hamburg auf.

 

„Der Bojenmann“ ist der Auftakt einer neuen Krimireihe des Autoren-Duos Kester Schlenz und Jan Jepsen. Im Mittelpunkt stehen dabei der ermittelnde Kommissar Knudsen und sein Freund Oke „LaLotse“ Andersen, ein ehemaliger Hochseekapitän und späterer Lotse im Ruhestand. Denn immer, wenn Knudsen nicht weiterweiß, hilft ihm ein neuer Denkanstoß seines Freundes. LaLotse ist auch die Figur, die am sympathischsten wirkt. Ein Mann mit viel Erfahrung und der auch viel gesehen hat. Interessant waren vor allem seine Ausführungen über die Containerschiffe, die Ausbeutung der Seeleute, die globale Wirtschaft und den Klimawandel. Wichtige Themen, aber an manchen Stellen war es dann doch zu viel des Guten. Hier wurde die Gesellschaftskritik zur Bremse beim Spannungsbogen. Erst in der zweiten Hälfte nimmt die Handlung dann an Fahrt auf und es wird richtig spannend. Zwischendurch lernt man auch die Täterperspektive kennen und erfährt einen Teil seiner Kindheitsgeschichte. Leider wird hier auch schon früh klar, wer dahintersteckt.

Der Krimi besitzt jede Menge Lokalkolorit und hanseatischen Charme. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Selbst wer Hamburg nicht kennt, kann sich ein gutes Bild machen.

Das Ende zwingt einem schon fast die Fortsetzung zu lesen. Hier hätte ich mir eine abgeschlossenere Geschichte gewünscht. Es bleibt einiges an Fragen offen, die hoffentlich im Folgeband geklärt werden.