Rezension

Harald, ein Wikinger ohne Fehl und Tadel

Herrscher des Nordens - Thors Hammer - Ulf Schiewe

Herrscher des Nordens - Thors Hammer
von Ulf Schiewe

Bewertet mit 5 Sternen

Der Norweger Harald Sigurdsson, genannt Hardrada, gilt als einer der großen Wikingerkönige!
Gestützt auf Quellen, allen voran die "Heimsklingla", ein Epos des Isländers Snorri Sturlason, eines Sängers und Dichters von Heldenliedern, erzählt Ulf Schiewe Haralds abenteuerliche und faszinierende Geschichte.
Bereits als Halbwüchsiger zeigten sich die staunenswerten Qualitäten des jungen Harald, der unter der Obhut seiner verwitweten Mutter Asta im Kreise seiner Geschwister aufwuchs. Als sein Halbbruder Olaf seine Königswürde und sein Reich an den Dänen Knut verlor und beides in der historischen Schlacht von Stikle Stad zurückerobern wollte, kämpfte der gerade 15 Jahre zählende Harald an seiner Seite. Er zeichnete sich durch große Tapferkeit und Klugheit aus, wurde aber in der verlorenen Schlacht, die seinem Bruder das Leben kostete, schwer verwundet und musste nach seiner Genesung aus der Heimat fliehen. Nach gefahrreicher Reise kam er, trotz seines jugendlichen Alters längst zum verantwortungsvollen, vorausschauenden und umsichtigen Anführer geworden, mit einer stetig anwachsenden Gruppe von Getreuen schließlich an den Hof des Großfürsten und Herrscher der Rus, Jarisleif der Weise, bei dem er und seine Männer sich als willkommene Söldner, Waräger genannt, verdingten.
Mit Haralds Ankunft in Russland endet der erste von drei Romanen um Harald Hadrada!

Der Autor hat mich mit seinem umfassenden Wissen über das Thema, dessen er sich in seinem Werk über den bewunderten Norwegerkönig Harald angenommen hat und das er in eine packende Erzählung verwebt hat, mehr als überzeugt! Als ich schließlich das Buck zuschlug, konnte ich noch lange nicht Abschied nehmen von Harald und den realen wie auch fiktiven Figuren, die ihm Ulf Schiewe zur Seite gestellt hatte.
Lebensechter, wahrer, aber auch einfühlsamer und voller Sympathie hätte man sie kaum zeichnen können! Sie nehmen Gestalt an vor den Augen des Lesers, begleiten ihn, berühren ihn. Sie laden dazu ein, Partei für sie zu ergreifen oder sie aus tiefstem Herzen zu verabscheuen. Sie werden zu Freunden oder zu Todfeinden.
Gerade die negativen Charaktere wirken in ihrer abgrundtiefen Bösartigkeit ungeheuer kraftvoll und schillernd, sie ziehen den Leser ebenso in ihren Bann wie Harald, die Lichtgestalt, der sich im Laufe der Handlung so überzeugend vom ungestümen Knaben zu einem wahren Führer seines Volkes entwickelt, der Freund und Feind gleichermaßen für sich einzunehmen versteht.

Doch ist der Autor nicht nur ein wahrer Meister in der Schilderung seiner handelnden Personen, denen er auf unnachahmliche Weise Leben einhaucht, sondern er versteht es auch glänzend, dem Leser das Leben in der Zeit der Wikinger, in diesem Band ab dem Jahre 1027, nahezubringen!
So birgt der Roman eine Fülle von detaillierten Informationen nicht nur über die Kriege sowie deren Hintergründe, und die unweigerlich damit einhergehenden Gräuel, sondern auch über den Alltag eines Volkes, mit dem man im allgemeinen vor allem Raub, Plünderung, Piraterie, ungebändigte Wildheit, Totschlag und mordlustiges Erobern assoziiert.
Jedoch, so erfährt man mit Staunen, waren die Wikinger nicht nur tapfere Krieger, - nein, sie waren weit mehr! Geschickte Handwerker findet man unter ihnen, neugierige Reisende in der damals bekannten Welt. Und zumeist lebten sie innerhalb eines geordneten Systems, stets im Einklang mit der Natur, umgeben von ihren Mythen, die eine große Rolle im Leben eines jeden Nordländers spielten und die gegen Bedrohungen von außen, wie zum Beispiel die langsame, nicht selten gewaltsame Durchsetzung des Christentums, verteidigt wurden. Sie betrugen sich in ihrem Alltag gesittet und kultiviert, legten Wert auf Gepflegtheit und Sauberkeit und pflegten enge Familienbande.

So mancher Leser von "Thors Hammer" mag sich nun von alten Vorurteilen verabschieden müssen - was aber nicht schwer fallen kann, denn im Gegenzug gewinnt er differenziertere Kenntnisse des fernen Seefahrervolkes, das immer wieder aufs Neue inspiriert, genauso wie der Welt, in der es sich bewegte und die Unbillen, mit denen es sich auseinandersetzen musste. Ulf Schiewe vermittelt sie großzügig und auf ungemein fesselnde Art, so dass man kaum anders kann als mit Spannung auf die beiden Folgebände zu warten!