Rezension

HARDCORE-SPLATTER

Die Jagd - Richard Laymon

Die Jagd
von Richard Laymon

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine Bande abgrundtief perverser Killer holt sich ihre Ideen für absonderliche Todesarten in Horrorschinken. Sie schlachten zum Zeitvertreib Menschen ab und veranstalten dabei ein wahres Sexkult-Gemetzel. Auf ihren mörderischen Spielplätzen hinterlassen sie weder Spuren, Beweise noch Opfer, und wer von ihnen riskiert, geschnappt zu werden, muss sich - gemäss ihrem Ganovenkodex - selber umbringen.
Als die sechzehnjährige Jody zu Besuch bei ihrer Freundin Evelyn ist, stürmt die Bande wie aus heiterem Himmel das Haus und richtet ein Massaker an. Evelyn und ihre Eltern werden dabei hingerichtet. Jody und Evelyns Bruder gelingen die Flucht, doch einer der Mörder hat es bemerkt und setzt alles daran, die beiden Zeugen zu beseitigen. Eine gnadenlose, verstörende Jagd beginnt.

Fazit: Der Roman beginnt mit einem Showdown von Null auf Hundert. Ohne dem kleinsten Aufflackern einer Einleitung wird man schonungslos ins Geschehen katapultiert. Das wirkt auf den ersten Blick befremdend, denn der Leser kann sich erst im Verlauf des Geschehens mit den Figuren und Schauplätzen vertraut machen. Dazu nutzt Laymon in seinem rasanten Roman verschiedene Stilmittel. Es sind einerseits die Monologe des Verfolgers, die ein Bild eines völlig bescheuerten und durchgeknallten Ganoven abgeben, und anderseits schälen sich die Charaktere der übrigen Figuren ausschliesslich aus deren Dialogen. Der Autor vermittelt sehr direkt und hält sich nicht mit Beschreibungen auf. Ihm geht es ausschliesslich um die Handlung. Sie beginnt hochdramatisch, kippt ins Rabenschwarze und wird zu einer Jagd nach den Zeugen, bei der jede Zurückhaltung über Bord geht und die Spannung kontinuierlich hochgeschraubt wird - bis zum ungeheuren Showdown.
Wer Laymons Stil nicht kennt, ist versucht, das Buch als Schundroman nach wenigen Seiten wegzulegen, doch die Story wird einem geradezu eingepeitscht. Der Schreibstil ist dem jeweiligen Geschehen angepasst, so dass man auch nach dem Schluss nicht weiss, ob man einen Roman fragwürdiger Qualität oder einen gängigen Horrorkrimi gelesen hat. Ich neige zu Ersterem. Der extrem einfache und knappe Schreibstil beschränkt sich aufs Wesentliche und wirkt beinahe wie ein Schulaufsatz. Der Autor kommt mit einer Handvoll Protagonisten aus und verzichtet auf jeglichen Firlefanz und Nebenhandlungen. Er hält nichts von Gediegenheit, bemüht sich nicht im Geringsten um gewählte Ausdrucksweise, sondern scheut sich im Gegenteil überhaupt nicht, die Grenzen des Geschmacklosen weit zu überschreiten: seine Schilderungen sind völlig schonungslos, ungeschminkt derb, voller kruder Fantasien - kennen schlicht kein Tabu. Die Gewaltszenen könnten brutaler und blutiger nicht sein, und sexuelle Aspekte werden auf perfide Art akzentuiert. Stellt Laymon jedoch spannende Unterhaltung in den Vordergrund (ein gesellschaftlicher Bezug ist nirgends erkennbar), fragt sich, ob die penetrante Betonung von Sexuellem das nötige und probate Mittel sei. Demgegenüber versagt Laymon seinen Figuren in auffallender Weise jedes Mitfühlen und vermittelt auch sonst kaum Emotionen.
Eine äusserst simple und zwiespältige Story, alles andere als appetitlich, aber immerhin mit Spannungs- und Unterhaltungswert.