Rezension

Hart aber herzlich

Mexikoring
von Simone Buchholz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ein Buch wie eine St. Pauli-Kaschemme, manchmal bisschen dick aufgetragen

In Hamburg werden Autos abgefackelt, in einem sitzt noch jemand drin – Nouri, ein junger Mann, der in Bremen in einer kriminellen Familie aufgewachsen ist, mit dieser jedoch gebrochen hat. Versuchen die Bremer Clans, in Hamburg Fuß zu fassen? Oder hat ein Familienmitglied Nouris „Verrat“ gerächt? Und wer ist die Frau mit den roten Locken, die den Tatort beobachtet hat?

Staatsanwältin Chastity Riley (was für ein fürchterlicher Name) und ihre Hamburger Kollegen machen sich nach Bremen auf, erschrecken über die Strukturen und Gewalt der Clans aus dem Nahen Osten, obwohl sie doch alle stets so tun, als könnte sie nichts mehr erschrecken. Außerdem ist Chastitys Privatleben, trotz ihres Namens, in ziemlicher Unordnung (da steigt man wahrscheinlich besser durch, wenn man die vorherigen Teile auch gelesen hat). Ansonsten wird viel getrunken, noch mehr geraucht, und die Fixierung auf Kaffee ist beachtlich. Die Hauptfigur beklagt sich denn auch mehrfach, dass ihr ein bisschen schlecht wird, oder fast ein bisschen schlecht, oder übel. Joah, so is dat.

Die ersten 50 Seiten etwa war ich von der schnoddrigen Sprache ziemlich genervt; ich fand es auch irgendwie unwahrscheinlich und aufgesetzt, dass eine Staatsanwältin Mitte 40, die ja immerhin mal Jura studiert haben wird, Leute mit „Alter“ oder gar „Digger“ anredet, St. Pauli hin oder her.

Danach nimmt das Buch allerdings ordentlich Fahrt auf, langsam konnte ich mich auch für die Figuren mehr erwärmen und bin mehr und mehr in einen richtigen Sog geraten. Definitiv kein 08/15-Krimi, etwas gewöhnungsbedürftig, aber zum Ende hin dann richtig gut. Ein etwas sorgfältigeres Lektorat hätte allerdings nicht geschadet, um ein paar stilistische Unsauberkeiten oder Kommafehler auszumerzen. 3,5 Sterne.