hart und brutal
Michael Hudson, der Protagonist in diesem Roman, ist noch keine 30 Jahre alt und sitzt wegen bewaffneten Raubüberfalls im Gefängnis. Hier nutzt er die Vorzüge der kleinen Gefängnisbibliothek. Er hat das Lesen für sich entdeckt. Seine ganze Jugend über hat er sich nicht dafür interessiert, doch nun hat er festgestellt, dass er mit einem Buch dem tristen, grauen Alltag des Gefängnisses entgehen kann. In der Zelle kann er in die Welt hinaus reisen. Dann wird er plötzlich aus der Haft entlassen und er möchte er ein neues Leben anfangen. Er sucht sich einen Job, knüpft neue Freundschaften und denkt nicht besonders darüber nach, warum er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Bis schließlich der Privatdetektiv Phil Ornazian auftaucht. Ornazian steht nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes und hat einen ganz besonderen Job für Hudson.
Pelecanos Sprache und Erzählstil ist hart und brutal. Ohne Zweifel kennt er sich in dem Milieu aus, von dem er schreibt. Präzise beschreibt er Örtlichkeiten und Schauplätze, weil er sie schon hundertmal besucht hat. In beiden Strängen ist man als Leser gespannt auf den Ausgang. In den Straßen der Viertel ist Krieg und nahezu jede Figur sorgt für sich und seine Familie mit illegalen Geschäften und Verbrechen. Es ist erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit dies geschieht. Und doch zeigt Pelecanos auch einen kleinen Streifen Licht am Horizont.
Warum etwas vom harten Amerikana lesen möchte, ist mit dieser Roman bestens bedient. Wer sich darüber hinaus für die Bücher dieses Schriftstellers interessiert, kann gerne meine Besprechung zu seinem Roman „Hard Revolution" lesen.
© Detlef Knut, Düsseldorf 2019