Rezension

Hart und intensiv - und ein bisschen strange

Hades - Candice Fox

Hades
von Candice Fox

Bewertet mit 5 Sternen

Hades ist außergewöhnlich. Ein krasser Typ. Ein Gangster mit Prinzipien und wenig Emotionen. Er betreibt eine private Müllkippe am Rande von Sidney und ist in einschlägigen Kreisen dafür bekannt, dass er auch „spezielle“ Entsorgungen übernimmt. Hades lebt quasi auf dieser Müllkippe, auf der es aussieht wie in der Unterwelt, grausig und deprimierend. Irgendwie auch faszinierend, aber nicht wirklich ein passender Ort um Kinder groß zuziehen. Und doch adoptiert ausgerechnet er zwei kleine Kinder, die ihm das Schicksal buchstäblich vor die Füße wirft. Eden ist 5 Jahre alt und Eric 7 als ihre bisherige Welt zusammenbricht.

In der Folge entwickelt sich eine komplexe Geschichte auf wechselnden Erzählebenen. Wir erfahren in rückblickenden Episoden wie Eric und Eden bei Hades heranwachsen und auch, wie und warum sie zu ihm gekommen sind. Über den „gegenwärtigen“ Fall berichtet Ich-Erzähler Frank, der neue Partner von Eden bei der Mordkommission Sidney. Dazu gibt es immer wieder Einschübe aus den Perspektiven von Opfer und/oder Täter.

Eden und Eric entwickeln sich zu außergewöhnlichen Persönlichkeiten und arbeiten inzwischen bei der Polizei. Bei Eden deutet sich ein etwas differenzierterer Charakter an, Eric wirkt einfach nur beängstigend und unheimlich. „Alptraumgeschwister“ ist der Eindruck von Frank, als er die beiden kennenlernt. Doch während er mit Eric überhaupt nicht klar kommt, fühlt er sich von dessen Schwester angezogen. Bald stößt Frank auf Hinweise, dass die eigenwilligen Geschwister ein Geheimnis umgibt und das er zu ergründen sucht. Frank hat mehr Einfühlungsvermögen als sein cooles Auftreten zunächst vermuten lässt. Das und sein ironischer Humor machen ihn sympathisch, trotz der dunklen Flecke in seiner Vergangenheit.
Mit dem ersten Auftritt des Killers verstärkt sich der Grusel noch, der bereits durch das schräge, eiskalte Geschwisterpaar verströmt wird.

Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, fesselnd und passend zu diesem Thriller mit seiner düster-intensiven Atmosphäre und den starken Figuren. Die Autorin lässt ihre Leser in menschliche Abgründe blicken, überrascht mit perfiden Wendungen und einem verblüffenden Finale. Obwohl es sich hier um den Auftakt einer Trilogie handelt, verzichtet sie dankenswerterweise auf einen Cliffhanger.

Wie schon zu Anfang erwähnt, werden die einzelnen Teile der Geschichte zunehmend komplexer miteinander verwoben und fließen zum Ende hin immer mehr ineinander. Für mich bekam das Ganze dadurch etwas Surreales, was mich ein bisschen gestört, aber den insgesamt guten Eindruck nicht nachhaltig geändert hat. Die Autorin werde ich ganz sicher im Auge behalten und bin gespannt auf die Folgebände.