Rezension

Harte Kost, aber es lohnt sich

Nussschale - Ian McEwan

Nussschale
von Ian McEwan

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Roman hat einen besonderen Ich-Erzähler, nämlich ein Ungeborenes, was die Handlung nur durch Gehörtes schildert. Mich hat diese Perspektive ziemlich begeistert, da ich bisher noch kein Buch in die Finger bekommen habe, was eine ähnliche Perspektive eingenommen hätte. Alleine die Perspektive macht die Erzählung zu etwas besonderem.

Die Handlung spielt sich rund um 3 Hauptpersonen ab: Trudy, die Exfrau von John, die sich in dessen Familienhaus eingenistet hat und ihren Exmann praktisch vor die Tür gesetzt hat. Sie hat eine Affäre mit dessen Bruder Claude, der in der Immobilienbranche erfolgreich ist. John ist Dichter und Verleger und eher zerstreut. Er liebt seine Literatur und möchte Trudy, die sein Kind erwartet, zurückgewinnen. Als weitere Person wird später Elodie (die Eulenfrau) vorgestellt, die John unter seine Fittiche genommen hat. Das Beziehungsdrama spitzt sich zu und Trudy und Claude planen, John umzubringen.

Das Ungeborene bekommt das Geschehen zwar hautnah mit, kann dabei aber nur auf das zurückgreifen, was er durch die Unterhaltungen und Geräusche in Trudys Umgebung mitbekommt. Obwohl er von der Welt noch nichts gesehen hat, ist das Ungeborene sehr intelligent. Alles, was es weiß, schnappt es im Radio auf und verarbeitet es auf sehr philosophische Weise.

Für mich lebt der Roman durch den Ich-Erzähler und den spannenden Handlungsbogen, der sich rasch aufbaut. Man muss McEwan definitiv mögen, um diesem Roman etwas abzugewinnen, da der Schreibstil nichts für Zwischendurch ist. Aber da es kein dicker Wälzer ist, findet man auch als ungeübter Leser die Zeit, sich diesem Werk zu widmen.