Rezension

harter Schicksalsschlag und der schwere, bewegende Weg zurück ins Leben

Wie die Stille unter Wasser - Brittainy C. Cherry

Wie die Stille unter Wasser
von Brittainy C. Cherry

Bewertet mit 4.5 Sternen

Maggie hat als Kind eine traumatisierende Situation erlebt, die für sie selbst und für ihre gesamte Familie alles verändert. Nichts ist mehr so, wie es vorher war, dabei sollte es doch der nahezu schönste Tag in ihrem Leben werden. Ein Tag voller Freude, Hoffnung, voller romantischer Gefühle und kindlicher Verliebtheit. Doch es wurde der Tag, an den sie sich immer erinnern wird, nur aus einem dramatischeren, düsteren Grund, der belastet, beängstigt, der sie einschränkt, einengt und ihr ein Stück ihre Selbstbestimmtheit nimmt. Es gibt nur wenige Hoffnungsschimmer in ihrem Leben, doch ihr Anker gehört dazu. Der Anker, den sie auswirft, um sich selbst nicht zu verlieren, um zurück zu finden, um den nötigen Halt zu haben, wenn sonst nichts mehr bleibt. Aber kann man seinen Anker ewig bei sich haben oder muss man ihn gehen lassen, wenn es für den anderen der bessere Weg wäre?

 

Der Schreibstil von Brittainy C. Cherry ist wieder sehr mitnehmend und berührend. Man kann sich sehr schnell in die Figuren hineinversetzen und wird Zuschauer ihres Lebens. Als Leser erfährt man sehr früh, welche Schatten und Monster Maggie quälen, man erlebt die Situation mit ihr, leidet mit ihr, hofft mit ihr und erinnert sich danach immer wieder, gemeinsam mit ihr, daran zurück. Die anschaulichen Beschreibungen machen ihre Qual spürbar und man kann verstehen, wieso sie danach aufhört, zu sein, wie sie war. Besonders faszinierend finde ich die unterschiedlichen Arten ihrer Familie und Freunde, mit ihr umzugehen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es extrem schwierig ist, mit den Veränderungen zu leben, sie zu akzeptieren und in den Alltag zu integrieren. Das Verstummen des Mädchens macht es für alle komplizierter. Aber am Ende muss man einfach für sich einen Weg finden, wie man damit umgeht, sie man trotzdem kommuniziert und zu dem anderen durchbringt. Die Mittel, mit denen es versucht wird, sind dabei verschieden und machen deutlich, dass es sehr wohl möglich ist, „normale“ Gespräche mit Maggie zu führen, wenn man seinen persönlichen Weg gefunden hat. Gesten, Blicke und Mimik sagen manchmal so viel mehr, als tausende Worte.

Im Verlauf der Geschichte erlebt man die Entwicklung der Protagonistin und ihrer Familie hautnah mit. Maggie ist eine gute Beobachterin und bekommt mehr mit, als ihre Familie manchmal vielleicht so denkt. Sie achtet auf die Zwischentöne, auf die leisen Momente, genauso, wie auf die Lauten und deutlichen und bemerkt viel eher, wenn jemand lügt, als manch anderer. Durch die Ich-Perspektive kann man dabei in den Kopf des Mädchens schauen, dass über das Teenageralter zu einer jungen Frau wird. Gedanken, Erwartungen und Wünsche verändern sich, je nach Alter der Protagonistin, es gibt aber auch Dinge, die Bestand haben, die sie begleiten, egal, wie alt sie wird.

Neben Maggies Perspektive bekommt man auch die Ich-Perspektive von Brooks präsentiert. Er ist der beste Freund von Maggies Bruder und dadurch von Kindesbeinen an viel bei der Familie. Sein Umgang mit Maggie ist einmalig, denn er hat seinen ganz eigenen Weg gefunden, sie zu deuten und zu verstehen, selbst wenn sie nicht viel von sich preisgibt. Aber auch die Entwicklung von dem jungen Mann selbst kann man begleiten und miterleben, wie sich sein Leben verändert, wie bei ihm auf andere Weise alles Kopf steht und wer ihm die Hand reicht, wenn es kein anderer mehr schafft.

 

Umso weiter das Buch voran schreitet, umso emotionaler, düsterer, aber auch hoffnungsvoller wird die Geschichte. Es gibt viele Baustellen, viele Geister, Gespenster, Schatten und Steine zu überwinden. Es gibt aber auch viele tolle Momente, viele Hoffnungen, Wünsche, Pläne, Erfolge und unerwartete Chancen.

Die Schicksalsschläge, die die Figuren erleben, sind wirklich hart und nur schwer zu verarbeiten. Es ist sehr eindrücklich und nachvollziehbar beschrieben, wie sie immer wieder von Flashbacks heimgesucht werden, wie die Vergangenheit sie bestimmt, obwohl sie so gern wollen, dass es anders wird. Insgesamt hat man das Gefühl, das Leben der Protagonisten hat viel mehr Schattenseiten, als schöne Momente, weil die dunklen Phasen mehr im Kopf bleiben, aber die Entwicklungen zeigen, wie vielseitig und bunt das Leben ist, egal, wie es auf den ersten Blick wirken mag.

 

Fazit:

Auch wenn mir persönlich dieses Buch nicht ganz so unter die Haut gegangen ist, wie die anderen beiden Bücher der Reihe (die man unabhängig voneinander lesen kann), ist es eine sehr bewegende, teilweise auch traurig stimmende Geschichte, die aber ebenso zeigt, wie wertvoll glückliche und fröhliche Momente sind.

Durch das Nachwort der Autorin bekommt man dann noch mal einen anderen Blick auf die Handlung. Manchmal sollte man einfach mehr hinterfragen oder einfach akzeptieren, statt immer nur zu spotten, sich zu wundern und auszugrenzen.

Ein wirklich schönes Buch, das mich nachdenklich zurück lässt.