Rezension

Hat alles was eine gute Dystopie braucht.

Dark Canopy - Jennifer Benkau

Dark Canopy
von Jennifer Benkau

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung:
Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen. Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die Hände und muss feststellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr …

Meinung:
Nachdem ich vor kurzem erst das Buch „Himmelsfern“ der Autorin gelesen hatte und von der Umsetzung nicht ganz so begeistert war, war ich doch gespannt wie mir „Dark Canopy“ gefallen wird.

Und am Anfang sah es auch hier wieder nicht gut aus, bzw. habe ich lange gebracht um ins Buch zu finden. Zum einen lang das daran, dass man gleich in die Handlung hineingeworfen wird und es nur geringe Informationen zu den Lebensweisen und Hintergründen in dieser Welt gibt. Außerdem zeigt sich Ich-Erzählerin Joy zu Beginn auch nicht unbedingt von ihrer sympathischen Seite. Sie ist sehr impulsiv, wirkt sehr kühl und berechnend. Doch mit der Zeit werden diese Defizite ausgeglichen, der Leser erhält Hintergrundinformationen, es werden immer mehr Zusammenhänge deutlich und auch die Charaktere haben alle eine gewisse Tiefe, sind überzeugend erarbeitet und entwickeln sich weiter. Auch wenn die Entscheidungen von Joy und manch anderen nicht durchgängig nachvollziehbar waren, konnte man sich im Verlauf doch gut mit Joy identifizieren und mit ihr fühlen. Das Buch bietet einige richtig interessante Nebencharaktere (z. B. Graves und Amber) die die Geschichte bereichern, von denen ich aber gerne auch noch etwas mehr gelesen hätte.

Insgesamt finde ich die Idee mit den Klonkriegern schon ziemlich spannend und auch irgendwie eine realistische Folge der Genmanipulationen. Zu Beginn denkt man, dass sie ja wirkliche Monster sind und alle gleich denken und agieren. Doch mit der Zeit wird immer deutlicher, dass die Situation nicht so einfach ist und hier nicht alles schwarz oder weiß gesehen werden kann. Denn nicht nur, dass sich einige Percents als mitfühlend herausstellen, sie sind alle viel unterschiedlicher als gedacht und haben auch durchaus einen Grund so grausam zu den Menschen zu sein, da sie es selbst auch nicht anders erlebt haben. Dadurch fiel es mir manchmal doch schwer klar und eindeutig Stellung zu beziehen und es hat mir gut gefallen, wie die Autorin diese widersprüchlichen Gefühle erarbeitet und aufrechterhalten hat.

Erzählt wird die Geschichte größtenteils aus Joy's Sicht. Jedoch gibt es auch einige Kapitel aus der Sicht von Matthial, Joy's Freund / Geliebten bei den Rebellen, die mir manchmal ein bisschen zu viel waren. Dennoch ist der Plot in sich Stimmung und auch wenn die Handlung im Mittelteil teilweise doch ein bisschen dichter hätte sein können, hat die Spannung nie gefehlt.

Der Schreibstil ist, wie von Frau Benkau gewohnt, sehr fesselnd und flüssig. Dieses Mal ist es aber nicht so der Humor, der hervorsticht, obwohl es davon auch unterschwellige Ansätze gibt, sondern die ungeschminkte und schonungslose Art. Eine bedrückende Stimmung ist immer greifbar und viele Beschreibungen sind einfach direkt, erschreckend und dennoch packend. Und gleichzeitig bleibt auch noch genug Raum für die romantischen Entwicklungen.

Das Ende war mir persönlich dann etwas zu abrupt und der Cliffhanger ist mal wieder richtig gemein. Jedoch ist die Fortsetzung ja schon erschienen, so dass man direkt weiter lesen könnte.

Fazit:
„Dark Canopy“ ist auf der einen Seite ziemlich düster und direkt, aber gleichzeitig auch vielschichtiger als gedacht. Reines Schwarz-Weiß denken, wie in den meisten anderen Dystopien, fällt hier nicht so leicht. Die Charaktere sind zwar nicht alle durchgängig sympathisch und haben ihre Eigenartigen, doch sind sie tiefgründig und entwickeln sich weiter. Der Schreibstil ist fesselnd und oft schonungslos, so dass man unbedingt weiter lesen muss. Am Ende hat mir der Auftakt gut gefallen, so dass ich 4 Sterne vergebe.