Rezension

Hat jemand vergessen dieses Buch zu überarbeiten?

Die Sekte
von Mo Hayder

Bewertet mit 2.5 Sternen

Seltsames, stückchenhaft widerliches Buch!

Der Titel "Die Sekte" verspricht einen Psychothriller über psychogenes Heilen. Total daneben! "Der Teufel" würde es besser ausdrücken. Der Anfang ist sehr schleppend und langweilig. Joe und Finn, 2 Freunde, schleichen sich in eine Sekte in Amerika ein, weil Finns Mutter dieser einst verfiel und schließlich aufgrund der Verweigerung einer angemessenen Behandlung ihrer Krankheit gestorben ist. Als Journalisten wollen sie einen Sensationsbericht schreiben. Es passiert ein schauderliches, ekeliges Erlebnis, die beiden werden enttarnt und verwunschen. 20 Jahre später kehrt Joe, mittlerweile Diplom-Psychologe, der als Journalist weiterhin arbeitet und seine Frau hasst, alleine auf die schottische Insel, wo die Sekte sich nun angesiedelt hat, zurück. Pig Island. Hier soll der Teufel umgehen, ein Enthüllungsvideo zeigt ein menschenähnliches Wesen mit einem tierischen Schwanz. Ob der Sektenführer noch lebt, weiß niemand. Auf der Insel gibt es ein Haus, in dessen Nähe sich niemand wagt. Hier hängen massenweise Schweinsköpfe am Zaun. Es stinkt bestialisch. Als Joe sich todesmutig dorthin traut, wird er brutalst verprügelt und wacht wieder auf dem Festland auf. Doch nochmals wagt er sich auf die Insel und diesmal trifft er auf lauter Tote. Es gab einen Anschlag in der Kapelle. Doch ein Mädchen hat überlebt. Er nimmt es mit zu seiner Frau. Es geht nie wieder um eine Sekte. Nur noch um Menschendiskriminierung und - verachtung.

Die Erzählweise der Figuren klingt manchmal sehr wirr. Es werden Themenfetzen eingeworfen, die für die Geschichte keine Rolle werfen. Alle Personen wirken wirr und labil. Ständig wird auch der Jack Daniels eingeworfen, den sie wohl alle gerne trinken. Joes Frau hat eine Affäre mit ihrem Chef, einem Arzt. Sie wittert ein Erfolgserlebnis für seine Karriere. Ob sie wirklich, was mit diesem Arzt hat, bleibt offen. Sie wittert aber auch eine Erfolgsstory für Joe, mit dem Verdienst könnten sie ihre Schulden abbezahlen. Joe scheint perverse Neigungen zu haben. Und außerdem ist er fanatisch auf der Jagd nach dem gefährlichen Sektenführer, der wohl noch lebt und ihn ständig verfolgt. Ja, auch die Polizei findet dauernd Spuren von diesem. Finn, Joes Freund, drängt ihn, ein Enthüllungsbuch über die Sekte zu veröffentlichen, aber er hat gar nichts herausgefunden. Und dann ist da noch das Mädchen, das nie in der Zivilisation gewesen ist, mit 19 total erwachsen ist, keine Probleme bei der Anpassung hat, ihre Sexualität genaustens einzusetzen weiß und dennoch total schüchtern zu sein scheint. .... Alles seltsam. Menschenverachtend. Und immer wieder die Frage nach dem Teufel... Das Ende besteht dann auch aus mehreren Teilen. Zum Ende hin wird der Sprachstil aber klarer und es passiert ein wenig. Letztendlich nur ein unwichtiges Hin und Her und wieder Hin.

Ab der Mitte des Buches glaubt man, es wird spannend und es passiert noch was Aufregendes, aber zum Schluss fragt man sich, was das Buch einem eigentlich erzählen sollte. Man findet eine Aneinandereihung von Szenen- und Themenfetzen vor, Ungenauigkeiten (das Geschehen soll 2005 gewesen sein, 20 Jahre nach dem Joe keinen Kontakt mehr zur Sekte hatte, aber zuletzt sah er den Sektenführer 1968, allerdings ist Joe auch erst 38 ??????????), 2 Erzählstränge (was das Ganze nur noch kurioser macht und überflüssig ist)... Und außerdem ist die Aufklärung vorhersehbar.

Hätte da mal jemand drübergeschaut, Satzzusammenhänge hergestellt und einen roten Faden in die gesamte Story gebracht, wäre es vielleicht was geworden. Denn das eigentliche Thema des Buches ist definitv mal was anderes.