Rezension

Hat mich begeistert!

Das Verschwinden der Erde
von Julia Phillips

Bewertet mit 5 Sternen

Als die beiden Schwestern Aljona und Sofija verschwinden, ist Kamtschatkas Hauptstadt Petropawlowsk in Aufruhr. Hat ein Entführer die beiden kleinen Mädchen mitgenommen, wie eine Zeugin aussagt? Oder sind sie beim baden ertrunken, was für die Behörden die wünschenswert einfachste Lösung wäre?

Die Lösung des Falls zieht sich hin und mit jedem vergehenden Monat, werfen wir einen Blick in das Leben einer anderen Einwohnerin Kamtschatkas. Sei es die frisch verliebte Katja, deren Freund sich am Suchtrupp nach den Mädchen beteiligt, die ewenische Studentin Ksjuscha, die durch die Gefahr eines potentiellen Entführers noch mehr unter die Kontrolle ihres Freundes gerät, Nadja die mit ihrer Tochter vor Armut flieht und in Armut landet oder Natascha, deren Schwester ebenfalls verschwunden ist.

Sprachlich fand ich den Roman gar nicht so beeindruckend, dafür war die Stimmung sehr gelungen: Ruhig, melancholisch und nachdenklich. Begeistert haben mich die verschiedenen Figuren, in deren Leben wir einen Blick werfen. Lebendig schildert Phillips deren jeweilige Geschichte. Es gibt dabei immer eine lose Verbindung zu den Schwestern und auch der Geschichten untereinander. Ich liebe solche Querverweise und Phillips spinnt hier ein ganzes Netz davon!

Kamtschatka selbst war sehr eindrücklich beschrieben. Weite Landschaften, Rentierherden, Tradition und Abgeschiedenheit. Lange eisige Winter, heiße Quellen und Bären und in der Hauptstadt geballt postsowjetische Betonsiedlungen. Ein Land mit vielen Kontrasten, auf das die Autorin einen durchaus kritischen Blick wirft.

Meine Erwartungen wurden komplett erfüllt! Ich wollte einen Roman mit Krimielementen und ich wollte etwas über Kamtschatka lernen, über das ich bisher so gut wie nichts wusste. Beides habe ich bekommen und letzteres noch ausführlicher als gedacht. Für mich war „Das verschwinden der Erde“ eine absolut runde Geschichte, die mich durchweg begeistern konnte!