Rezension

Hat mich berührt

Reise durch ein fremdes Land -

Reise durch ein fremdes Land
von David Park

Bewertet mit 4 Sternen

Wenige Tage vor Weihnachten begibt sich Tom auf eine Autofahrt durch ein vom Wintereinbruch geplagtes Land, um seinen kranken Sohn Luke zum Fest nach Hause zu holen. Zutiefst verschneite Straßen erschweren ihm die Reise, doch auch die Geister seiner Vergangenheit sind nur allzu präsent. Beruflich als Fotograf tätig, betrachtet Tom die vergangenen Jahre wie durch die Linse seiner Kamera, reflektiert während der Fahrt wie in Schnappschüssen sein Leben. Und in der Stille seiner Gedanken nähert er sich zusehends dem Punkt, an dem sein Leben aus den Fugen geraten ist und seine Familie nachhaltig ins Schlingern kam.

Tom kämpf sich durch die Kälte und Einsamkeit, die ihn im Schneechaos umgibt, sich aber auch in ihm selbst verbirgt. Auf der langen Fahrt kehren peu a peu schmerzhafte Erinnerungen an seinen ältesten Sohn Daniel zurück, nie verwundene Schuldgefühle brechen über den dreifachen Vater herein. Er blättert sich durch das Album seiner Vergangenheit, gewährt dem Leser Bild für Bild einen zutiefst menschlichen Einblick in seine Seele und zurückliegende Ereignisse, mit denen er bisher keinen Frieden schließen konnte.

Ich muss sagen, in der der ersten Hälfte fand ich's recht schwach, aber dann hat es wirklich an Fahrt aufgenommen, bis am Ende alles implodiert. Erinnerung und Gegenwart werden miteinander verwoben und wirken wie ein Fiebertraum, in dem sich ein Vater auf der Suche nach Erlösung und Selbstvergebung scheinbar komplett hingibt. Eine Geschichte der Trauer, zum Teil am Rande der menschlichen Verzweiflung - Tom zeigt uns einen von der Öffentlichkeit gut verwahrten Einblick in das Innere seiner Kamera, durchbricht langsam die dichte Eisschicht seiner Vergangenheit. Kein wohliges Buch, aber definitiv ein passendes für dunkle Herbstabende - Toms Einblick in seine Seele hat mich berührt.